Vom Karneval und der Fastenzeit, und wie sie zusammenhängen

Der Karneval, dessen Bezeichnung auf das kirchenlateinische ‚carnislevamen‘ (Fleischwegnahme) zurückgeht, ist ein im Mittelalter – in Venedig im 11. Jahrhundert – entstandener Brauch. Dieser verdankt folglich seinen Ursprung erst der städtischen mittelalterlichen Festkultur und nicht den römischen Saturnalien. Der variierende Beginn des im Kirchenjahr verankerten Karnevalsfestes liegt vor der vierzigtägigen österlichen Fastenzeit, wovon sich der Begriff Fas(t)nacht ableitet, was schlicht und einfach ‚Nacht vor dem Fasten‘ bedeutet. Vor diesem radikalen Einschnitt in die Speisegewohnheiten wurden in der Frühzeit des Brauchs die schnell verderblichen Nahrungsmittel Fleisch, Eier und Fett in öffentlichen Gelagen verzehrt.  Zu den leiblichen Genüssen gesellten sich später Verkleidung und Maskierung, Musikanten, Gaukler, Tänze, Schauspiel und Wettkämpfe, auch zwischen Tieren. In der Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert deutete die katholische Kirchenlehre die Fastnacht neu als verkehrte teuflische Welt, die den Gläubigen vor dem Beginn der gottgefälligen Fastenzeit vor Augen geführt werden musste. Der Maler Pieter Brueghel stelle 1559 diese beiden Kontrastmodelle in seinem Gemälde ‚Der Kampf zwischen Fastnacht und Fasten‘ gegenüber. Innerhalb eines zeitlich beschränkten Rahmens erlaubte der Karneval die Umkehrung der festgelegten Rollen der Stände, Autoritäten und Geschlechter.

teufelsmasekenDer Text ist einem Artikel von Dr. phil. Ursula Brunold-Bigler entnommen, der im Herbstheft 2017 der Zeitschrift ‚Märchenforum‘ unter dem Titel ‚Von den ältesten italienischen Märchen, gebildeten Märchendichterinnen und vom Karneval‘ erschien ist. Weil hier die Zusammenhänge so schön erklärt werden, habe ich ihn mit Erlaubnis der Redaktion hier wiedergegeben.

Zum Mutaborverlag – hier erscheint die Zeitschrift ‘Märchenforum’

Tod den Mohren Apotheken?

In den Niederlanden will man den ‚Schwarzen Piet‘ eliminieren – nun soll es bei uns den ‘Mohren Apotheken’ an den Kragen gehen!

Ich bin Förderer bei ‚Survival‘, die globale Bewegung für die Rechte indigener Völker. Ich habe Freunde mit dunkler Hautfarbe und arbeitete einige Jahre ehrenamtlich im Flüchtlingsheim. Trotzdem fehlt mir jedes Verständnis für solche Diskussionen. Wer verlangt, dass sich eine ‚Mohren Apotheke‘ umbenennen soll, weil das Wort Mohr angeblich diskriminierend ist, weiß offensichtlich nicht, woher das Wort stammt.

Mohr bezeichnete ab dem 8. Jahrhundert Menschen, die aus Mauretanien stammten. Es ist also ursprünglich eine Kurzform für Mauretanier bzw. Mauren – und die haben nun mal eine dunkle Hautfarbe. Langsam entwickelte sich das Wort Mohr zu einem Wort für dunkelhäutige Menschen auch aus anderen Regionen, und ab dem 16. Jahrhundert stand es schließlich für dunkelhäutige Menschen überhaupt.

Im Mittelalter waren Mauren (Mohren) wertgeschätzte Ärzte. Ihr Können auf diesem Gebiet war grandios! Und so dürfte es eigentlich niemanden wundern, dass ‚Mohren‘ und Apotheken zu einem Begriff verbunden wurden. Trägt eine Apotheke den Namen ‚Mohren-Apotheke‘, kann man davon ausgehen, dass sie seit hunderten von Jahren besteht und also auf eine traditionsreiche Vergangenheit verweisen kann.

Auch der ‚Schwarze Piet‘ in den Niederlanden (bei uns in Deutschland nennen wir ihn Knecht Ruprecht oder Krampus) hat eine uralte und mythologisch begründete Tradition, die nichts mit der Hautfarbe eines Menschen zu tun hat. Der schwarze Piet (oder Knecht Ruprecht) ist eine Figur aus dem ‚dunklen Reich‘, der Schattenwelt. Und Schatten sind nun mal schwarz, jedes Kind weiß das!

Alle Lichtgestalten aus der Mythologie haben ihren Schatten. Die bekanntesten Licht-Schatten-Paare sind Gott und Teufel, Leben und Tod. Aus dem Märchen kennen wir die zwölf weißen Feen mit der dreizehnten schwarzen oder die Königin als gute und die Hexe als böse Mutter. All diese Paare sind als Einheit zu verstehen – eben als helle und dunkle Seite unseres Ichs.

Ein weiteres Licht-Schatten-Paar sind der König und sein Hofnarr, der in seiner Art dem Schwarzen Piet am ähnlichsten ist. Ein Hofnarr war dem König symbolisch gleichgesetzt, denn er galt als sein ‚dunkler Zwilling‘. Nur er durfte den König duzen und ihm und allen anderen unverblümt die Wahrheit sagen – und das gefahrlos, denn wer ihn schlug, schlug den König selbst. In seiner Hässlichkeit und seiner ordinären, wilden und gewöhnlichen Art stelle er den Gegenpol zur königlichen Lichtgestalt dar.

In diesem Sinne sind auch der Heilige Nikolaus und sein ‚schwarzer‘ Gehilfe ein Gegensatzpaar. Zusammen verkörpern sie Gut und Böse, Vernunft und Widerspruch, Macht und Verderben.

Vor diesem Hintergrund ist die Diskussion um die Abschaffung des Schwarzen Piet geradezu lächerlich. Und ebenso lächerlich ist die Abschaffung des Begriffs Mohr, insbesondere im Zusammenhang mit dem Namen einer Apotheke. Denn hier erinnert der Mohr daran, wie überlegen uns die Mauren einst im Bereich der Medizin waren!Ich warte auf den Moment, an dem einem ‚Schwarzafrikaner‘ verboten wird, uns Mitteleuropäer als ‚Weiße‘ zu bezeichnen. Er muss dann sagen ‚ein hellhäutiger‘ oder ein ‚nichtfarbiger‘. Oder wir wäre es mit ‚Nordrassiger‘? Aber nein, das geht nicht, das hätte ja ein gewisses Geschmäckle …

PS: Ich habe eine gute Bekannte, die mit Nachnamen Mohr heißt – was machen wir nur mit der?

Ausgetrocknete Kanäle in Venedig

Wer Anfang Februar dieses Jahres nach Venedig reiste, erlebte die Stadt an der Lagune mit ausgetrockneten Kanälen. Gondeln lagen auf Grund, und man konnte die Fundamente der Häuser bestaunen. Wer hätte gedacht, dass das Wasser in den kleinen Seitenkanäle Venedigs gerade mal hüfthoch steht!

Aber woran liegt es, dass die Kanäle plötzlich austrocknen?

Drei Faktoren stießen zusammen. Zum einen hat es in Venedig seit Wochen nicht mehr geregnet. Zum anderen war der Januar in Italien der wärmste seit 250 Jahren. Und schließlich kam der ‘Supermond’ dazu. Dieser Ausdruck steht für einen Voll- oder Neumond, der sich auf seiner Erdumlaufbahn im oder nahe am erdnächsten Punkt befindet und aufgrund dessen für eine bedeutend stärkere Ebbe als gewöhnlich sorgt.

Es ist nicht das erste Mal, dass die Kanäle von Venedig ‘leer’ sind, wenngleich es auch selten vorkommt. Die Frage ist, ob die durchschnittlich 70 000 Menschen, die Venedig täglich besuchen, den Anblick so schön finden. Da ist die Lagunenstadt mit Kanälen, die vielleicht ein wenig stinken, auf denen aber die Gondeln dahingleiten, doch viel schöner, und vor allem für die Gondolieres rentabler …

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Gondeln von Venedig
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Gondoliere in Venedig
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Gondoliere auf dem Canal Grande in Venedig

       Die ausgetrockneten Kanäle kann man auf  ‘Spiegel online’ sehen

venedig-reisefuehrer-staedtetrip-by-arpDen Venedig-Reiseführer

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ISBN: E-Book 978-3-946280-10-1
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Taschenbuch ISBN: 978-3-946280-19-4 / Preis 7,99 €

Cres und Losinj – Bilder einer Insel

Mit Hochdruck arbeiten wir an einem Insel-Reiseführer über ‘Cres und Losinj’, der spätestens Ende März erscheinen soll. Um Sie schon einmal darauf einzustimmen, haben wir hier für Sie zwei Fotoalben vorbereitet.

Bitte klicken Sie auf den Link

Fotostreifzug Insel Cres

Fotostreifzug Insel Losinj

 

 

 

Jagdverbot für die San – eine menschliche Tragödie

Die Flüchtlingsfrage treibt viele Menschen um. Mag man hier und da noch Verständnis für Flüchtlinge aus Kriegsgebieten haben, so hört es für viele bei denen auf, die aus Afrika zu uns kommen. „Das sind ja ‚nur‘ Wirtschaftsflüchtlinge“, heißt es. Mit anderen Worten: „Die haben ja ‚nur‘ Hunger. Die wollen sich auf unsere Kosten gütlich tun! Und was können wir schließlich dafür, dass die nicht wirtschaften können?“

Man könnte viele Beispiele nennen, wie wir, die Bewohner Europas und Amerikas, den afrikanischen Kontinent ausbluten ließen. Das beginnt bei den Sklaven, geht über das Testen von unausgereiften Medikamenten, den Abbau von Diamanten oder Raubbau von Elfenbein und hört auch bei den ‚seltene Erden‘ noch nicht auf, die wir heutzutage aus Afrika holen.

Ein Beispiel aber zeigt ganz besonders die geradezu perverse und rücksichtslose Ausbeutung dieses Kontinents – damit für weiße Großwildjäger genug Gnus und Giraffen zum Abschuss bleiben, ist dem Volk der San das Jagen auf diese Tiere bei Gefängnisstrafe verboten.

Aber von vorne: Die Ureinwohner Namibias und des ganzen südlichen Kontinents nennen sich San. Wir nennen sie auch Buschleute oder Buschmänner. Sie sind Jäger und Sammler und leben dort seit tausenden von Jahren. Im Laufe der Zeit wurde ihr Lebensraum jedoch durch Zuwanderungen afrikanischer Stämme und weißer Siedler immer mehr beschnitten. Zäune um riesige Farmen, willkürlich gezogene Landesgrenzen und Ausweisung von Naturschutzgebieten schneiden sie von ihren natürlichen Ressourcen ab.

Das Gebiet des heutigen Namibia war von 1884 bis 1915 eine deutsche Kolonie und wurde Deutsch-Südwestafrika genannt. Seit 1919 untersteht Namibia der Verwaltung Südafrikas.

Wir Westlinge reisen gerne, und Safaris erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Dabei ist nichts gegen weiße ‚Jäger‘ zu sagen, die mit ihren Kameras auf die Pirsch gehen. Es gibt aber auch die anderen, die Großwildjäger, die auf Antilopen, Elefanten und Giraffen schießen.

Über die Elefantenjagd ist viel gesprochen worden, und spätestens seit König Juan Carlos von Spanien einen ‚Prachtbullen‘ schoss, kochen die Gemüter hoch. Doch dass man den San bei Gefängnisstrafe verbietet, Giraffen und Antilopen zu erlegen, um dieselben Tiere dann für Großwildjäger zum Abschuss freizugeben, ist einfach nur abartig. Es sind Tiere, von deren Fleisch sich die San ernähren, während die Großwildjäger die Kadaver nach einem Beweisfoto wie Abfall liegen lassen!

Das Jagdverbot hat für die San zur Folge, dass sie hungern müssen. Denn Warzenschweine sind äußerst schwer zu erlegen und außer ein paar Nüssen und Wurzeln gibt es für sie auch sonst nichts zu Essen. In diesem Teil Afrikas lässt sich nun mal nichts anbauen, es ist zu trocken dort.

Als Mensch und Tierfreund empört mich diese Sache zutiefst! Leider fehlt den San im Windhoeker Parlament eine Lobby, und so wird sich nichts ändern und bleibt diesem Volk nichts, als für das dekadente Treiben einiger Europäer und Amerikaner zu hungern.

Möglicherweise wissen manche der Großwildjäger gar nichts von solchen Zuständen. Aber vielleicht stößt der eine oder andere zufällig auf diesen Artikel und denkt über all das nach – ich würde es mir wünschen.
Und was die Wirtschaftsflüchtlinge betrifft: Am ‚Hunger Afrikas‘ sind wir Westlinge nicht ganz unbeteiligt.

Hier können Sie mehr über die San erfahren

Survival international setzt sich für die Rechte indigener Völker ein. Auf den folgenden zwei Seiten erfahren Sie etwas über die Arbeit von

Survival international

Indigener Naturschutz

Das wünsche ich mir und euch

Wir alle wissen, dass sich gerade an Weihnachten viele Menschen das Leben nehmen – weil sie sich einsam fühlen und glauben, dass alle anderen jetzt glücklich sind in der Geborgenheit ihrer Familien. Sie irren, denn gerade an Weihnachten häufen sich die Fälle von häuslicher Gewalt. Gerade an Weihnachten sind in vielen Familien die Erwartungen so hoch, dass Frust und Enttäuschung nicht ausbleiben können.

Allen, die sich in diesen Tagen einsam fühlen, weil sie vielleicht einen geliebten Menschen verloren haben, wünsche ich viel Kraft, und ich möchte ihnen sagen: Verliert euch nicht in eurer Einsamkeit, es ist nur ein Tag wie jeder andere.

Und dann habe ich noch ein paar Wünsche für uns alle.

Ich wünsche mir und euch zu Weihnachten, dass alle Menschen, die so voller Hass und Neid stecken, dass sie andere lieber in den Tod schicken, als ein ganz klein wenig von unserem Wohnstand abgeben zu wollen – wünsche mir, sie mögen ihr Herz und ihren Verstand öffnen und zur ‚Besinnung‘ kommen.

Ich wünsche mir und euch zu Weihnachten, dass all die Menschen, die ihren Gott missbrauchen, um andere zu unterjochen – wünsche mir, sie mögen Liebe finden, statt Hass zu säen.

Ich wünsche mir und euch zu Weihnachten, dass dieses Fest nicht länger einer leeren Floskel gleicht – ein Fest, an dem Millionen Münder von Liebe singen und doch kein Mitgefühl, keine Empathie empfunden wird.

Ich wünsche mir und euch zu Weihnachten, dass das kommende Jahr uns allen Reichtum bringt – den Reichtum zu erkennen, wie gut es uns geht und wie groß das Glück ist, in einem Land geboren worden zu sein, in dem es eine Wasserleitung, Strom, Ärzte, Kleidung und Essen gibt.

Ich wünsche uns allen Glück und Zufriedenheit.

Verbote im Märchen

Märchenforum – das neue Heft ist erschienen. Diesmal wieder mit einem Beitrag von mir.

In Märchen werden viele Ratschläge gegeben und Verbote ausgesprochen, Rotkäppchen ist da ein bekanntes Beispiel. Die Märchen erzählen aber auch, wie sich gerade durch das Überschreiten solcher Verbote eine neue Eigenständigkeit und Dynamik im Leben der Hauptfiguren entwickelt. Dabei überraschen die Märchen mit erstaunlichen Lösungswegen und Erkenntnissen.

Mein Beitrag beschäftigt sich mit dem Märchen vom Rotkäppchen und dem bösen Wolf – einmal aus einer ganz anderen und vielleicht etwas ungewöhnlichen Perspektive.

Angeline Bauer

Einzelheft Nr. 76 Ratschläge und Verbote im Märchen

– Die verbotene Tür
– Die ratgebenden Alten im Märchen
– Machen Verbote Sinn?

CHF 10.00 / EUR 8.50
zzgl. Porto (portofreie Lieferung in DE)

ISSN Nr. 1662-0666

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Die Sache mit dem Hilfsnikolaus

Weil wir Enkelkinder haben, hat sich in diesem Jahr auch bei uns der Nikolaus angesagt, und natürlich waren wir sehr gespannt auf diesen Besuch! Er klopfte also, wir ließen ihn ein, er setzte sich und presste ein Danke hervor: „Danke, das Sitzen tut gut! Bin ja jetzt doch … also … bin ja von ziemlich weit hergekommen!“ Er räusperte sich, schnappte mehrmals nach Luft, schlug schließlich mit zitternden Händen das Goldene Buch auf, das er bei sich führte, und versuchte sich zu sammeln. Doch das mit der Schnappatmung wollte einfach nicht besser werden. Er las vor, japste, stotterte und griff sich an die Brust.
Also, wenn es nicht der Herr Nikolaus persönlich gewesen wäre, hätte ich glatt gedacht, der hat Lampenfieber! Und zwar ganz furchtbar arg! Aber ein Nikolaus, der seit nun fast schon zwei Jahrtausenden vom Himmel zu den Kindern kommt, der kann doch kein Lampenfieber mehr haben, oder?
Hm – trotzdem, er sah gar nicht gut aus, und ich begann, um sein Leben zu fürchten. Da stellte sich mir die Frage: Könnte ein Nikolaus, der ja genaugenommen schon seit Ewigkeiten tot ist, könnte der heute nochmal tot vom Stuhl kippen? Und wenn er tatsächlich tot vom Stuhl kippen könnte und auch kippte, wären dann wir daran schuld, dass millionen von Kindern am Nikolaustag keine Geschenke mehr bekämen, weil der Herr Nikolaus ja jetzt end-end-end-gültig tot ist?
Hm?????!, und nochmal hm?????

Zum Glück ist er dann doch nicht tot vom Stuhl gekippt, hat sich irgendwie durchgejapst und durchgestottert, schließlich das Haus verlassen und ist wahrscheinlich mit seinem Rentiert erst mal zur nächsten Kneipe gefahren, um sich einen Schnaps zu bestellen.
Später am Abend hat mir ein Englein gezwitschert, dass das eigentlich gar nicht der Herr Nikolaus war, sondern nur ein Hilfsnikolaus, weil der echte in so einer Nacht einfach viel zu viel zu tun hat, und dass der Herr Hilfsnikolaus das bei uns zum allerallerallerersten Mal gemacht hat – also das mit dem Goldenen Buch und den Geschenken und so.
Als ich gegen Mitternacht im Bett lag und den Abend noch einmal Revue passieren ließ, fiel mir ein Spruch ein, der über dem Schreibtisch meiner Mutter hing:
Der Mensch wächst mit seiner Aufgabe – ob das bei Nikoläusen auch so ist?

Friederike Costa

Blog-Adventskalender … Das dritte Söckchen

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In dieses Jahr geht der Blog-Adventskalender, iniziiert von Alex, bereits zum neunten Mal an den Start, und ‘by arp’ findet ihr diesmal das 3. Söckchen. Darin verbirgt sich als Überraschung die Titelgeschichte der Weihnachtsanthologie “Oje, du fröhliche …” aus unserem Verlag.

http://www.offenesblog.de/wp-content/uploads/advent/03

Friederike Costa

“Oje, du fröhliche …”

Wenn Juliane behaupten würde, Oma sei sparsam, dann wäre das sehr höflich ausgedrückt. Oma war ein herzensguter Mensch, aber geizig bis dorthinaus und damit das ideale Opfer für zweifelhafte Werbekampagnen.
Im letzten Jahr wollte eine gewisse Firma, die Handtücher, Geschirrtücher und Tischwäsche vertrieb, am großen Weihnachtsgeschäft teilhaben. Weil aber heutzutage derlei Dinge nicht mehr sehr oft unter den Weihnachtsbaum gelegt werden, musste man sich etwas Verkaufsförderndes einfallen lassen. Das war dann die alte Idee mit den Rabattmarken nur etwas aufgeputzt und modernisiert. An jedem Handtuch, Waschlappen, Geschirrtuch hing eine Wertmarke aus Plastik, die beim Kauf an der Kasse je nach Art und Preis des erworbenen Stückes als zwei, fünf oder zehn Punkte auf eine Art Scheckkarte gestanzt wurde. Für die vollends gefüllte Scheckkarte gab es dann ein mit Weihnachtsmotiven besticktes Tischtuch umsonst.
Das Zauberwort ‘umsonst’ traf Oma mitten ins Herz. Wenn es etwas umsonst gibt, dann muss man doch zugreifen. „Es wäre doch geradezu Verschwendung, wenn man‘s nicht täte!“ Sagte es und sah Juliane festen Blickes an.
Oma beschloss die Chance zu nutzen. Sie kaufte sofort zehn Handtücher und zehn Waschlappen und staunte dann, dass sie nur achtundfünfzig Punkte bekam, wo sie doch hundert für ein Tischtuch benötigte. Sie hätte so gerne gleich das ‘Tischtuch-Umsonst’ mitgenommen!
Die Verkäuferin tröstete sie: „Die Scheckkarte behält ihren Wert bis Ende des Jahres, solange geht ihnen kein Punkt verloren!“
„Und dann?“, wollte Oma alarmiert wissen.
„Ab 6. Januar sind die Punktekarten ungültig.“
„Wie? Alle Punkte? Dann kriegt man nichts mehr dafür?“
„Nein, leider nicht. Aber bis 5. Januar für jede volle Karte eins von den wunderschönen Tischtüchern mit Weihnachtsmotiv!“ Verbindliches Lächeln.
Oma ging nach Hause. Sie hatte ihr ganzes Geld für Handtücher und Waschlappen ausgegeben. Mehr als hundert Euro! Da musste sie dann eben morgen noch mal kommen, nachdem sie auf der Bank gewesen war.
Am nächsten Tag ging Oma wieder in dieses Kaufhaus, kaufte weitere zehn Handtücher und freute sich schon auf ihre Tischdecke. Aber die Verkäuferin schüttelte den Kopf.
„Ein Punkt zu wenig, gute Frau, da müssen Sie noch etwas nehmen!“
Oma holte einen Waschlappen. Aber nun hatte sie zwei Punkte zu viel, und das wäre doch Verschwendung gewesen! Also gab sie ein Handtuch zurück, tauschte es durch drei Waschlappen aus, doch dann fehlten wieder ein Punkt. Sie versuchte es mit einem Waschlappen mehr, hatte wieder einen Punkt zu viel – wie sie es auch drehte und wendete, die Rechnung ging einfach nicht auf!
Oma nahm zehn Handtücher und einen Waschlappen und ließ sich den übergebliebenen Punkt auf eine neue Karte stanzen. Dann nahm sie glücklich ihre mit Weihnachtsmotiven bestickte Tischdecke samt derHandtücher und Waschlappen entgegen und ging nach Hause.


Aber der übergebliebene Punkt bereitete ihr Kopfzerbrechen. Welch gottlose Verschwendung, den Punkt einfach so mir nichts dir nichts zu verschenken! Oma, sonst sehr gesellig und immer zu Späßen aufgelegt, war plötzlich verschlossen und schließlich kaum noch anzusprechen. Sie hatte einige schlaflose Nächte hinter sich und machte uns ernsthafte Sorgen. Auf Julianes Frage, was ihr so zusetzte, antwortete sie aber immer nur: „Kann ich nicht sagen, hat etwas mit Weihnachten zu tun!“
Wenn Sorgen sich ums Christkind drehen, dann dringt man nicht weiter in einen, dann schweigt man diskret. Also schwieg Juliane – zumal Oma ja auch am Tag darauf wieder viel glücklicher aussah. Wie die Familie später erfuhr, hatte sie sich da bereits zum Kauf weiterer zwanzig Handtücher und etlicher Waschlappen durchgerungen. Und diesmal ging es sogar auf. Gottlob! Denn sonst hätten ihre Lieben statt der vierzig Handtücher und weißnichtwievielen Waschlappen an diesem Weihnachten vielleicht achtzig oder gar hundert unter dem Christbaum gefunden! Immer fünfstückweise verpackt, mit einem Kärtchen an einer Schleife, auf dem jeweils stand:
Für Sandra – in Liebe, Oma.
Für Julian – in Liebe, Oma.
Für meine geliebte Tochter Juliane – in Liebe, Oma.
Sogar Omas Urenkelin, die fünfjährige Marie, bekam in diesem Jahr vom Christkind fünf Handtücher geschenkt.
Frohe Weihnachten – Hallelujah!

Das nächste Söckchen findet ihr auf einem der drei folgenden Blogs

Always Sunny

Bücher Diddi

Daggis Welt

Oje, du fröhliche … zum Buch

Fotoausstellung – „So is´s bei uns im Winter“

Am Freitag, den 25.11.2017 habe ich meine Ausstellung mit Winterfotos eröffnet. Tamara Eder hat mir freundlicherweise den Artikel zur Verfügung gestellt, den sie über die Ausstellungseröffnung schrieb. Aus Platzmangel gebe ich ihn hier verkürzt wieder.

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Beeindruckende Fotoausstellung von Angeline Bauer

Grassau (tb) – Besondere Motive und Stimmungen der Winterlandschaft fing die Fotografin und Autorin Angeline Bauer ein. Nun stellt sie eine Auswahl von 90 Bildern im Galerieraum der Tourist-Information Grassau aus.
Die unterschiedlichen Tageszeiten mit Sonnen-Auf- und Untergang, die verschiedenen Witterungen mit Eisregen, Reif und Nebel inspirierten die Fotografin. So manche Motivwahl erstaunt dabei. Besondere Ruhe strahlen die Aufnahmen am Friedhof aus. Mit Schneehaube bedeckt wirken die Grabsteine wie friedliche Wegweiser in die Ewigkeit. Winterlandschaften wie hingehaucht, mit Lichteinfall zwischen den Bäumen, aufgenommen im Moor, oder eine eingeschneite, halbverfallene Brücke beeindrucken. Sonst unbeachtete, romantisch wirkende Fenster kommen im Glanz des weißen Schnees neu zur Geltung. Wie aus einem Märchenbuch wirkt die Wasseroberfläche des Reifinger Sees, wenn die Sonne ganz tief steht. Auch einige Pflanzen, die wie mit Zuckerkristallen bedeckt der Kälte trotzen, sind zu sehen.
Beim Betrachten der Bilder beginnt man unweigerlich sich auf den Winter, auf Schnee und glitzernde Winterlandschaft zu freuen.
Die Ausstellung ist zu den üblichen Öffnungszeiten der Tourist-Information geöffnet. Montags bis freitags 8.30 bis 12 und 13.30 bis 17 Uhr, samstags 9 bis 12 Uhr, sowie zusätzlich an den ersten drei Adventswochenenden jeweils von 14 bis 16 Uhr zu sehen.
(Tamara Eder)

Links Angeline Bauer, rechts Doris Noichl, 2. Bürgermeisterin

Fotoausstellung: So is ‘s bei uns im Winter

Am kommenden Freitag, es ist der 24.11.2017, eröffne ich in Grassau im Chiemgau meine Foto-Ausstellung.

Thema ‘So is ‘s bei uns im Winter’.

Ort: 83224 Grassau, Kirchplatz 3, 2. Stock.

Die Ausstellung hat bis 5. Januar 2018 während der Woche zu Öffnungszeiten der Touristeninfo (Siehe Internet) geöffnet. Zusätzlich an den ersten drei Adventssonntagen von 14 bis 16 Uhr – dann bin ich auch selbst anwesend. Oder nach Absprache gerne auch außerhalb dieser Zeit. Bitte über die Touristeninfo   einen Termin vereinbaren.

Lesen ist keine einfache Sache …

Dass das Lesen und damit auch das Schreiben eine komplexe Angelegenheit ist erahnen Menschen vor allem dann, wenn sie Kinder haben, die an Lese- und Rechtschreibschwäche leiden, selbst Legastheniker sind oder gar jemanden in der Familie haben, der Analphabet ist.

Wie man in einem Artikel im Fachblatt >Science Advances< nachlesen kann, fand ein Internationales Forscherteam heraus, dass das Erlernen von Lesen unser Gehirn maßgeblich verändert. Weil sich Schrift erst vor etwa tausend Jahren entwickelt hat – evolutionsgeschichtlich ist das nicht mehr als ein Wimpernschlag – hatte unser Gehirn nicht die Zeit, ein separates Lesezentrum zu entwickeln. Also musste es zum Erfassen von Buchstaben auf andere Regionen zurückgreifen, wie unter anderem die Gesichtserkennung.

So kann für Menschen, die z.B. Schwierigkeiten haben, sich Gesichter zu merken, auch das Erlernen von Lesen mühevoller sein. Um betroffene Kinder trotzdem am Lesen zu interessieren, sollte man ihnen viel vorlesen und sie so auf Lesestoff neugierig machen. Lesen muss mit Glück und Lust verbunden sein, die positiven Gefühle müssen die negativen übertrumpfen.

Aber nicht nur, um Kinder an das Lesen heranzuführen ist Vorlesen wichtig, es verstärkt auch die Bindung zwischen den vorlesenden Eltern, Großeltern oder Geschwistern und dem zuhörenden Kind.

Mehr über die Notwendigkeit des Vorlesens finden Sie in “Heilende Märchen – Geschichten, die Kinder stark machen”

heilende-maerchen-geschichten-die-kinder-stark-machen

Zum Buch

Das Buch bzw. die Märchen beschäftigen sich mit folgenden Themen:

Von Gespenstern und anderen dunklen Wesen
Vom Haß aus Liebe – wenn Kinder sich von den Eltern abwenden
Vom Leben und Sterben (wenn Kinder geliebte Menschen verlieren)
Von der Kraft der Freundschaft, der Liebe und der Treue
Vom Geben und Nehmen, Teilen und (Be-)halten
Von der Verlässlichkeit eines Versprechens
Vom Umgang mit Behinderungen
Von Eßstörungen und dem, was wirklich stark macht
Von Eifersucht und Geschwisterrivalität
Von Lernproblemen und Selbstzweifeln
Konflikte lösen in einer Patchworkfamilie

In Rente mit 55 Jahren?

Die einen tun’s mit 63, die anderen mit 65 oder älter. Wieder andere hängen gerne noch ein paar Jährchen dran, falls man sie lässt – in Rente gehen!
Auch ich werde demnächst eine kleine Rente erhalten, dank Vater Staat und KSK, die uns Künstlern zu unseren Rentenbeiträgen den Arbeitgeberanteil einbezahlten. Große Sprünge lassen sich damit natürlich nicht machen.
Für mich bedeutet ‚Rente‘, dass zum ersten Mal in meinem Leben an jedem Ersten des Monats gesichert Geld aufs Konto kommt, und das wird sich verdammt gut anfühlen!
Zum Thema Rente fällt mir aber eine ganz andere Geschichte ein. Auf einer unserer vielen Türkeireisen erzählte der Reiseleiter auf der Fahrt vom Flughafen zum Hotel dies und das über Land und Leute. Unter anderem wusste er zu berichten, warum so viele halbfertige bzw. dachlosen Häuser, den ländlichen Straßenrand säumten. Zuerst, erzählte er, wird das Erdgeschoss gebaut, in dem die Familie wohnt und ihre Kinder großzieht. Sind die Kinder erwachsen, kommt ein zweites Stockwerk drauf, in das dann die jungen Leute mit ihrer neugegründeten Familie einziehen. Im Gegenzug versorgen sie ihre Eltern, denn die gehen bereits mit 50 oder 55 Jahren in Rente (natürlich ohne eine Rente zu beziehen, so wie wir das kennen).
Diese Information löste ein A und O aus und es wurde gelacht und gehöhnt: „Das würde ich auch gerne, mit 50 schon in Rente gehen!“ So nach dem Motto: Faule Türken.
Zwei Tage später haben mein Mann und ich eine kleine Wanderung unternommen. Nicht rechts oder links am Strand entlang, sondern geradewegs ins Landesinnere. Kaum hatten wir den Ort hinter uns gelassen, befanden wir uns schon im ‚tiefsten Hinterland‘. Kleine, ärmliche Höfe, Hühner und dürre Kühe, Pinienwäldchen neben staubige Straßen.
Nach etwa einem Kilometer kamen wir zu einem kleinen Friedhof. Friedhöfe besuchen wir gerne, denn man erfährt auf ihnen so einiges über Land und Leute. Zum Beispiel beobachteten wir einmal auf einem anderen türkischen Friedhof eine Familie, die auf einer Grabplatte Picknick hielt. Vielleicht hatte ihr Vorfahre an diesem Tag Geburtstag oder gab es Anderes zu feiern. Jedenfalls fanden wir das interessant, und es hat uns gefallen.
Auf dem Friedhof, auf dem wir bei unserem Spaziergang gelandet waren, fiel uns auf, dass die meisten Leute, die dort lagen, nicht älter als 55 oder 60 Jahre geworden waren – kaum mal jemand, der 70 oder 80 Jahre gelebt hatte. Da war auf uns einmal klar, warum die Landbevölkerung mit 50 oder 55 Jahren ‚in Rente‘ ging. Natürlich bekam keiner von ihnen ein neues Herz oder auch nur teure Medikamente. Man lebte, arbeitete, und wenn man sehr krank wurde starb man, so Allah wollte.
Das zeigt mal wieder, dass alles relativ ist und man ein Land nur kennenlernt, wenn man die üblichen Trampelpfade verlässt.
In die Türkei reisen wir heute nicht mehr, aus Prinzip und Überzeugung. Und das ist schade, denn wenn man die üblichen Touristenpfade verlässt, erlebt man ein wunderschönes, gastfreundliches Land.

Tipp: Falls Sie gerade anfangen, als AutorIn zu arbeiten und keinen Brotjob haben, erkundigen Sie sich über eine Versicherung bei der KSK (Künstlersozialkasse).

Hier finden Sie alles über die KSK

Brettspiele und ihr historischer Hintergrund

Die ersten Spiele auf einem Brett wurden im Mittelalter gespielt – so las ich es kürzlich in einem historischen Roman. Aber weit gefehlt und schlecht recherchiert. Das älteste bisher bekannte Brettspiel der Welt ist mehr als fünftausend Jahre alt und wurde bei Ausgrabungen der mesopotamischen Stadt UR entdeckt! Wer das Britische Museum in London besucht, kann es dort bewundern. Zwar weiß man nicht, wie es gespielt wurde, vermutet aber, dass es dem Backgammon ähnelt.

Brettspiele hatten ursprünglich einen religiösen Hintergrund. Wahrsager, Weise und Berater der Könige nutzten sie sogar noch Ende des 19. Jahrhunderts als Medium für ihre Weissagungen. Ihre Züge galten als von Gott gelenkt. Auch das Dame-Spiel, das aus dem alten Ägypten stammt und dort ‚alquerque‘ hieß, war in seinem Ursprung ein Orakel, das Auskunft über den Ausgang von Kriegen geben sollte. Man fand es bei Ausgrabungen in mehreren Gräbern. Später wurde es von Griechen und Römern übernommen und leicht abgewandelt.

Auch das zweitälteste bekannte Brettspiel entdeckte man in Ägypten. Es heißt ‚senet‘ und war beim einfachen Volk ebenso beliebt wie in höheren Kreisen. Die Spielregeln gaben vor, dass jeder Spieler fünf Spielsteine auf einem Papyrusbrett ins Ziel bringen musste. Auch Tut-ench-Amun hatte man ein solches Spiel mit ins Grab gegeben.
Das älteste heute noch gespielte Brettspiel ist Schach. Über seine Entstehung ist man sich uneins. Es wurde Ende des 5. Jahrhunderts entweder von einem in Indien lebenden Hindu erfunden oder in Persien. Letzteres legt der Ausdruck ‚Schach matt‘ nahe, der sich vom Persischen ‚al shah mat‘ (der König ist tot) ableitet. Nach Europa kam es im 11. Jahrhundert über Spanien und wurde hier vor allem von der gebildeten Klasse gespielt.

Das vielleicht beliebteste und bekannteste Brettspiel bei uns ist Mensch-ärgere-Dich-nicht. Dessen Ur-Form ist das Spiel Pachisi, das in Indien seit vielen Jahrhunderten gespielt wird. Daraus entwickelte sich im 19. Jahrhundert eine englische Variante, das Ludo. 1908 hat Josef Friedrich Schmidt in Anlehnung an Ludo unser Mensch-ärgere-Dich-nicht erfunden. Seither wurden weit über 70 Millionen Exemplare davon verkauft.

Lesen verzaubert bei jedem Wetter!

Zurück aus Cres und Losinj, wo ich recherchiert habe und Fotos für den nächsten Reiseführer machen wollte. Ein schweres Unterfangen, bei Dauerregen und Gewitter. Aber natürlich gab es auch einige sonnige Tage und sind mir viele schöne Fotos gelungen.
Am Strand entdeckt und heimlich fotografiert habe ich eine Frau, die ganz versunken in ihr Buch war … Lesen verzaubert eben bei jedem Wetter!

 

Im Feuer der Liebe

Neuerscheinung im September: Im Feuer der Liebe, ein historischer Liebesroman von Lina-Sophia Clement.

Man schreibt das Jahr 1831. Katharina von Thürnheim ist siebzehn Jahre jung, wunderschön und ebenso naiv. Sie glaubt, das Leben hält alles für sie bereit. Als sie auf einer Fuchsjagd Sebastian von Stetten, ihren Freund aus Kindertagen wiedertrifft, verliebt sie sich Hals über Kopf in ihn. Doch ihre Eltern verheiraten sie mit dem viel älteren Fürst Karl von Landau-Rotherich, der sie auf sein Schloss in Ungarn bringen lässt und dort wie eine Gefangene hält. Katharina muss erwachsen werden. Sie kämpft um ihr Glück – aber wird sie ihren Geliebten je wiedersehen …?

Preis 3, 99 € /

ISBN E-Book: 978-3-946280-52-1

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Absinth – bitter und gefährlich?

Absinth, ein grünes, bitterschmeckendes und hochprozentiges Getränk aus Wermut und anderen Kräutern, servierte man traditionell als Aperitif, also als Appetitanreger vor dem Essen. Doch viele berühmte Persönlichkeiten sahen das nicht so eng und konsumierten ihn gerne zu jeder Gelegenheit und Tages- und Nachtzeit. Dazu gehörten neben Vincent van Gogh, der sich im Absinth-Delirium ein Ohr abschnitt, auch Ernest Hemingway, Edgar Allan Poe und Henri de Toulouse-Lautrec, Paul Gauguin oder Oscar Wilde.

Ende des 19. Jahrhunderts, im Jahr 1884, destillierte Jules-François Pernod den Absinth in seiner Fabrik in Montfavet zum ersten Mal. Der Ort liegt fünf Kilometer östlich von Avignon und ist heute ein Gemeindeviertel der Stadt. Das Getränk machte ihn bald reich. Doch so manch anderem kostete es das Augenlicht oder trieb ihn in den Wahnsinn. Deshalb wurde 1915 Absinth in einigen europäischen Ländern und Amerika verboten. Was ihn so gefährlich machte, waren Stoffe wie Methanol und Kupfer-Sulfat, die im Absinth vorkamen. Heute ist das Brennen und Verkaufen von Absinth wieder erlaubt, denn inzwischen hat man das Problem in den Griff bekommen, und ist der Absinth nicht gefährlicher als jeder andere Alkohol.

Als ich in Avignon für meine Reiseführer ‚Städtetrip Avignon‘ recherchierte, wollte ich mir einen Absinth gönnen, vor allem des schönen Rituals wegen, das zur Zubereitung gehört. Doch obwohl das Getränk aus ursprünglich in Avignon destilliert wurde, ernteten wir überall, wo wir danach fragten, nur Ablehnung und Entsetzen! Gesichter erstarrten, Augen wurden aufgerissen, eine Frau murmelte das Wort ‚abstrus‘. Es war gerade so, als hätte man nach dem Teufel höchstpersönlich gefragt! Irgendwann gaben wir auf – mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Offensichtlich weiß man in Avignon (in Frankreich?) noch nicht, dass die oben beschriebene Gefahr längst ‚gebannt‘ ist. Schade, wir hätten Absinth gerne einmal probiert. Zudem hatte ich mir gedacht, der Kräuterschnaps zusammen mit einem Set Absinthlöffel oder einer stilvollen Absinthfontaine könnte ein schönes Souvenir sein!

Allerdings bin ich dann zu Hause fündig geworden! In Deutschland kann man alles haben. Günstigen und sehr teuren Absinth, Absinthlöffel, – Fontaine n, -gläser und mehr. Also habe ich mich mit dem Ritual beschäftigt und habe ihn zusammen mit Freunden selbst zubereitet.

Und so trinkt man ihn

Da sich viele Aromen erst nach Wasserzugabe entfalten und Absinthe sehr hochprozentig sind, verdünnt man sie mit eiskaltem Wasser und trinkt manche Sorten zusätzlich mit Zucker. Dazu wird ein sogenannter Absinthlöffel mit einem Stück Würfelzucker bestückt und oben quer über ein Glas gelegt, das bis zu einem Viertel mit Absinth gefüllt ist. Jetzt gießt man zuerst einmal nur so viel Wasser auf den Zucker, dass er getränkt ist. Dadurch wird er porös und löst sich später leichter auf. Schließlich lässt man langsam eiskaltes Wasser über den Zucker laufen – etwa drei bis fünf Mal die Menge des Absinths. Der Zucker schmilzt und tröpfelt durch den Absinthlöffel ins Glas. Sollte sich der Zucker noch nicht ganz auflöst haben, bis das Glas zur gewünschten Höhe gefüllt ist, verrühren Sie ihn einfach mit dem Absinthlöffel.

Ein Absinthlöffel sieht aus wie eine kleine Tortenschaufel, der Boden ist ‚durchlöchert‘ und meist sehr filigran gestaltet. Doch für das Hinzugeben des Wassers kann man auch eine sogenannte Absinthfontaine benutzen, das ist eine Art Kelch, an dem sich vier winzige ‚Wasserhähne‘ befinden. Die Fontaine füllt man mit Wasser und Eiswürfeln. Schließlich stellt man die Gläser mit dem Absinthlöffel darunter, dann dreht man die Hähne auf und lässt daraus Wasser auf den Zucker träufeln.

Es gibt noch eine dritte Möglichkeit: Man benutzt einen speziellen Glasaufsatz, Brouille genannt. Die Brouille, die auf das Absinthglas gesetzt wird, hat ein kleines Loch im Boden. Der Zucker und einige Eiswürfel kommen in die Brouille, etwas Wasser wird darüber gegossen. Durch das kleine Loch tropft nun sehr langsam das schmelzende Wasser zusammen mit dem Zucker in das Absinthglas.
Doch nur mazerierte, bittere Sorten eignen sich für die Zubereitung mit Zucker. Süßliche Sorten trinkt man ohne. Dazu gießt man etwa 2 bis 4 cl Absinth in ein Glas und verdünnt dann je nach Geschmack in einem Verhältnis von 1:1 bis 1:5 mit eiskaltem Wasser, das man aus einiger Höhe langsam und in einem dünnen Strahl ins Glas laufen lässt. Es soll dabei ruhig spritzen, so wird der Absinth mit etwas Sauerstoff angereichert, kann sein volles Aroma entfalten und erhält eine perfekte Trübung.

Allen, die es probieren wollen, wünsche ich viel Spaß!

Beate Rygiert – Schreiben ist meine Leidenschaf

Beate Rygiert war nach dem Studium der Theater-, Musikwissenschaft und italienischen Literatur in München und Florenz einige Jahre Theaterdramaturgin. Schließlich wagte sie den Sprung in die künstlerische Selbstständigkeit und erhielt einige Preise, wie den Würth-Literaturpreis und den Thomas-Strittmatter-Drehbuchpreis. Sie lebt im Schwarzwald, in Stuttgart und mehrere Monate im Jahr in Andalusien. Als wir uns treffen, arbeitet sie gerade in ihrem Haus im Schwarzwald an ihrem siebten Roman. Es ist ein sonniger Spätnachmittag. Blumen blühen in ihrem Garten, eine Katze streicht durchs Gebüsch und nimmt Reißaus, als Beate mit einem Tablett auf die Terrasse kommt. Sie serviert Kaffee und legt ihr neuestes Buch auf den Tisch. Druckfrisch, gerade erst erschienen!

„Ich bin ein glücklicher Mensch, denn ich lebe meinen Traum“, sagt sie dabei und streicht dabei fast zärtlich über das Cover. Ein lustiger, buntgemalter Hund ist zu sehen, darüber der Titel: Herzensräuber. „Ich bin Vollzeit-Schriftstellerin und das seit vielen Jahren“, fährt sie fort. „Auch mein Mann ist Schriftsteller und darum verstehen wir die Lebenswelt des anderen. Denn das Schreiben ist nicht nur ein Beruf, es ist eine Berufung, ein Lebensstil. Ich bin einfach nur glücklich, wenn ich Geschichten erzählen darf und wenn diese die Herzen meiner Leser berühren!“
Wie sie zum Schreiben kam möchte ich wissen.
„Einerseits früh – und doch auch wieder spät. Als Zwölfjährige schrieb ich in mein Tagebuch: „Eigentlich möchte ich Schriftstellerin werden. Ich sollte dabei bleiben!“ Das erzählt sie mit einem Lächeln. „Seit ich denken kann, habe ich Geschichten erzählt. Zum Beispiel im Handarbeitsunterricht in der Grundschule, wo meine Lehrerin bald merkte, dass die anderen Kinder ganz still und brav wurden, wenn sie mich einfach erzählen ließ. Dafür hat sie stillschweigend meine fallengelassenen Maschen gerettet und auch die eine oder andere Handarbeit für mich fertiggestellt.“
„Und weshalb wurde der Plan dann doch erst einmal nicht umgesetzt?“, hake ich nach.
Sie zuckt mit den Schultern. „In meiner Familie sagte man nicht: Wenn ich groß bin werde ich Schriftstellerin, das war einfach undenkbar. Und da ich sehr musikalisch war, mir Sprachen leicht fielen, wählte ich Musik und Französisch als Leistungsfächer beim Abitur und belegte danach die Fächer Theaterwissenschaft, Musikwissenschaft und Italienische Literatur an der LMU in München. Schließlich erhielt ich ein Stipendium, um in Florenz ein Semester zu studieren. Die Zeit in Florenz hat meine Sicht auf die Welt sehr verändert: Ich sog die Kunst dort nur so in mich auf und ebenso die modernen italienischen Romanautoren wie Umberto Eco, Italo Calvino, Antonio Tabucchi, um nur einige zu nennen. Sie beeinflussten später mein Schreiben, ebenso wie die südamerikanischen Erzähler Mario Vargas Llosa, Jorge Luis Borges und Gabriel Garcia Marquez.“
Nach dem Studium arbeitete Beate Rygiert, wie bereits erwähnt, einige Jahre als Operndramaturgin an verschiedenen Theatern. Hier flossen alle ihre Interessen zusammen: die Geschichten, die Musik, die Kunst in der Ausstattung usw. Dennoch wurde ihr bald klar, dass ihr dieser Beruf zu wenig kreativ war. Und dann sagte sie sich: Entweder du redest dein Leben lang darüber, dass du eigentlich Schriftstellerin sein möchtest, oder du wage das jetzt. Sie kündigte und schrieb ihren ersten Roman – unter Entbehrungen, doch gefördert durch ein Stipendium der Kunststiftung Baden-Württemberg.
„Mein erster Roman ‚Bronjas Erbe‘ erschien 2000 bei Claassen“, sagt sie und dann: „Der Rest ist Geschichte. Seither lebe und arbeite ich als freie Autorin. “Herzensräuber” ist mein sechster Roman.“
Beate Rygiert entschuldigt sich für einen Moment, geht hinaus und kommt bald darauf mit zwei Gläsern Rotwein zurück. „Den habe ich aus Spanien mitgebracht. Den trinken wir nur zu besonderen Gelegenheiten.“
„Dann ist das jetzt eine besondere Gelegenheit?“
„Na klar!“ Wir lachen und stoßen auf ihr neues Buch an.
Wie sie ihre Themen findet, will ich noch wissen.
„Sie liegen sozusagen in der Luft. Das Leben selbst schreibt viel verrücktere Geschichten als wir Autoren. Es sind vor allem, die Charaktere, die mich faszinieren. In “Herzensräuber” ist es ein Hund, der die Geschichte erzählt. Das Buch hätte ich nie geschrieben, wenn nicht vor Jahren dieses wunderbare Wesen auf vier Pfoten in mein Leben getreten wäre und mich von Grund auf geändert hätte! Leider ist meine Schnauzer-Mischlingshündin Cookie, die mich zu dieser Geschichte inspiriert hat, inzwischen im Hundehimmel. In Zola, dem spanischen Straßenhund, der bei dem Heidelberger Antiquar Tobias ein neues Zuhause findet, lebt ein Teil von ihr jedoch weiter, deshalb ist mir dieses Buch ganz besonders wichtig. Bei Tobias lernt Zola die Welt der Bücher kennen, die er “Herzensräuber” nennt, weil er die Menschen in willenlose, abwesende Wesen verwandelt, was er schwer verstehen kann.“
„Hast du ein Foto von Cookie?“, frage ich.
Beate bringt mir eins. Wir stecken die Köpfe zusammen, reden und lachen noch lange, bis sich der Abend zu Ende neigt.

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Beate Rygiert mit ihrer Hündin Cookie

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