In den Niederlanden will man den ‚Schwarzen Piet‘ eliminieren – nun soll es bei uns den ‘Mohren Apotheken’ an den Kragen gehen!
Ich bin Förderer bei ‚Survival‘, die globale Bewegung für die Rechte indigener Völker. Ich habe Freunde mit dunkler Hautfarbe und arbeitete einige Jahre ehrenamtlich im Flüchtlingsheim. Trotzdem fehlt mir jedes Verständnis für solche Diskussionen. Wer verlangt, dass sich eine ‚Mohren Apotheke‘ umbenennen soll, weil das Wort Mohr angeblich diskriminierend ist, weiß offensichtlich nicht, woher das Wort stammt.
Mohr bezeichnete ab dem 8. Jahrhundert Menschen, die aus Mauretanien stammten. Es ist also ursprünglich eine Kurzform für Mauretanier bzw. Mauren – und die haben nun mal eine dunkle Hautfarbe. Langsam entwickelte sich das Wort Mohr zu einem Wort für dunkelhäutige Menschen auch aus anderen Regionen, und ab dem 16. Jahrhundert stand es schließlich für dunkelhäutige Menschen überhaupt.
Im Mittelalter waren Mauren (Mohren) wertgeschätzte Ärzte. Ihr Können auf diesem Gebiet war grandios! Und so dürfte es eigentlich niemanden wundern, dass ‚Mohren‘ und Apotheken zu einem Begriff verbunden wurden. Trägt eine Apotheke den Namen ‚Mohren-Apotheke‘, kann man davon ausgehen, dass sie seit hunderten von Jahren besteht und also auf eine traditionsreiche Vergangenheit verweisen kann.
Auch der ‚Schwarze Piet‘ in den Niederlanden (bei uns in Deutschland nennen wir ihn Knecht Ruprecht oder Krampus) hat eine uralte und mythologisch begründete Tradition, die nichts mit der Hautfarbe eines Menschen zu tun hat. Der schwarze Piet (oder Knecht Ruprecht) ist eine Figur aus dem ‚dunklen Reich‘, der Schattenwelt. Und Schatten sind nun mal schwarz, jedes Kind weiß das!
Alle Lichtgestalten aus der Mythologie haben ihren Schatten. Die bekanntesten Licht-Schatten-Paare sind Gott und Teufel, Leben und Tod. Aus dem Märchen kennen wir die zwölf weißen Feen mit der dreizehnten schwarzen oder die Königin als gute und die Hexe als böse Mutter. All diese Paare sind als Einheit zu verstehen – eben als helle und dunkle Seite unseres Ichs.
Ein weiteres Licht-Schatten-Paar sind der König und sein Hofnarr, der in seiner Art dem Schwarzen Piet am ähnlichsten ist. Ein Hofnarr war dem König symbolisch gleichgesetzt, denn er galt als sein ‚dunkler Zwilling‘. Nur er durfte den König duzen und ihm und allen anderen unverblümt die Wahrheit sagen – und das gefahrlos, denn wer ihn schlug, schlug den König selbst. In seiner Hässlichkeit und seiner ordinären, wilden und gewöhnlichen Art stelle er den Gegenpol zur königlichen Lichtgestalt dar.
In diesem Sinne sind auch der Heilige Nikolaus und sein ‚schwarzer‘ Gehilfe ein Gegensatzpaar. Zusammen verkörpern sie Gut und Böse, Vernunft und Widerspruch, Macht und Verderben.
Vor diesem Hintergrund ist die Diskussion um die Abschaffung des Schwarzen Piet geradezu lächerlich. Und ebenso lächerlich ist die Abschaffung des Begriffs Mohr, insbesondere im Zusammenhang mit dem Namen einer Apotheke. Denn hier erinnert der Mohr daran, wie überlegen uns die Mauren einst im Bereich der Medizin waren!Ich warte auf den Moment, an dem einem ‚Schwarzafrikaner‘ verboten wird, uns Mitteleuropäer als ‚Weiße‘ zu bezeichnen. Er muss dann sagen ‚ein hellhäutiger‘ oder ein ‚nichtfarbiger‘. Oder wir wäre es mit ‚Nordrassiger‘? Aber nein, das geht nicht, das hätte ja ein gewisses Geschmäckle …
PS: Ich habe eine gute Bekannte, die mit Nachnamen Mohr heißt – was machen wir nur mit der?