Die Flüchtlingsfrage treibt viele Menschen um. Mag man hier und da noch Verständnis für Flüchtlinge aus Kriegsgebieten haben, so hört es für viele bei denen auf, die aus Afrika zu uns kommen. „Das sind ja ‚nur‘ Wirtschaftsflüchtlinge“, heißt es. Mit anderen Worten: „Die haben ja ‚nur‘ Hunger. Die wollen sich auf unsere Kosten gütlich tun! Und was können wir schließlich dafür, dass die nicht wirtschaften können?“
Man könnte viele Beispiele nennen, wie wir, die Bewohner Europas und Amerikas, den afrikanischen Kontinent ausbluten ließen. Das beginnt bei den Sklaven, geht über das Testen von unausgereiften Medikamenten, den Abbau von Diamanten oder Raubbau von Elfenbein und hört auch bei den ‚seltene Erden‘ noch nicht auf, die wir heutzutage aus Afrika holen.
Ein Beispiel aber zeigt ganz besonders die geradezu perverse und rücksichtslose Ausbeutung dieses Kontinents – damit für weiße Großwildjäger genug Gnus und Giraffen zum Abschuss bleiben, ist dem Volk der San das Jagen auf diese Tiere bei Gefängnisstrafe verboten.
Aber von vorne: Die Ureinwohner Namibias und des ganzen südlichen Kontinents nennen sich San. Wir nennen sie auch Buschleute oder Buschmänner. Sie sind Jäger und Sammler und leben dort seit tausenden von Jahren. Im Laufe der Zeit wurde ihr Lebensraum jedoch durch Zuwanderungen afrikanischer Stämme und weißer Siedler immer mehr beschnitten. Zäune um riesige Farmen, willkürlich gezogene Landesgrenzen und Ausweisung von Naturschutzgebieten schneiden sie von ihren natürlichen Ressourcen ab.
Das Gebiet des heutigen Namibia war von 1884 bis 1915 eine deutsche Kolonie und wurde Deutsch-Südwestafrika genannt. Seit 1919 untersteht Namibia der Verwaltung Südafrikas.
Wir Westlinge reisen gerne, und Safaris erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Dabei ist nichts gegen weiße ‚Jäger‘ zu sagen, die mit ihren Kameras auf die Pirsch gehen. Es gibt aber auch die anderen, die Großwildjäger, die auf Antilopen, Elefanten und Giraffen schießen.
Über die Elefantenjagd ist viel gesprochen worden, und spätestens seit König Juan Carlos von Spanien einen ‚Prachtbullen‘ schoss, kochen die Gemüter hoch. Doch dass man den San bei Gefängnisstrafe verbietet, Giraffen und Antilopen zu erlegen, um dieselben Tiere dann für Großwildjäger zum Abschuss freizugeben, ist einfach nur abartig. Es sind Tiere, von deren Fleisch sich die San ernähren, während die Großwildjäger die Kadaver nach einem Beweisfoto wie Abfall liegen lassen!
Das Jagdverbot hat für die San zur Folge, dass sie hungern müssen. Denn Warzenschweine sind äußerst schwer zu erlegen und außer ein paar Nüssen und Wurzeln gibt es für sie auch sonst nichts zu Essen. In diesem Teil Afrikas lässt sich nun mal nichts anbauen, es ist zu trocken dort.
Als Mensch und Tierfreund empört mich diese Sache zutiefst! Leider fehlt den San im Windhoeker Parlament eine Lobby, und so wird sich nichts ändern und bleibt diesem Volk nichts, als für das dekadente Treiben einiger Europäer und Amerikaner zu hungern.
Möglicherweise wissen manche der Großwildjäger gar nichts von solchen Zuständen. Aber vielleicht stößt der eine oder andere zufällig auf diesen Artikel und denkt über all das nach – ich würde es mir wünschen.
Und was die Wirtschaftsflüchtlinge betrifft: Am ‚Hunger Afrikas‘ sind wir Westlinge nicht ganz unbeteiligt.
Hier können Sie mehr über die San erfahren
Survival international setzt sich für die Rechte indigener Völker ein. Auf den folgenden zwei Seiten erfahren Sie etwas über die Arbeit von