Reisetipps für Wien

Palais Coburg Residenz

Wien hat viele Gesichter! Da gibt es die mittelalterliche Stadt mit dem Stephansdom, dem Judenplatz und den vielen malerischen Gassen. Es gibt das barocke Wien, das seinen Reichtum zur Schau stellt, oder das Wien, das sich im Jugendstil kleidet. Es gibt den Prater, den jüdischen Friedhof, die Museen, die Schlösser und die Spanische Hofreitschule. Aber wo beginnen, wenn man nur wenig Zeit hat?

In unseren Reiseführern oder auf unseren Blogbeiträgen empfehlen wir gewöhnlich keine Hotels. Hier möchte ich ausnahmsweise mit dieser Regel brechen. Das Ruby Sofie Hotel in der Marxergasse 17 im 3. Bezirk liegt relativ zentral. Zwar haben alle Ruby Hotels Frauennamen, doch hier bezieht er sich ganz explizit auf das Gebäude, in dem es untergebracht ist – die historischen Sofien-Säle.

Bis 1886 hieß das Gebäude noch Sophienbad-Saal, denn der 13,6 × 38 Meter große Hauptsaal wurde im Sommer als Schwimmhalle genutzt. Im Winter hat man das Schwimmbecken mit einem Holzboden abgedeckt und damit zum Tanz-, Konzert- und Versammlungssaal umfunktioniert. So wurde das Gebäude zum größten öffentliche Lokal Wiens – ein festlicher, reich ausgeschmückter Ballsaal, in dem je nach Art der Veranstaltung zwischen 2000 und 2700 Personen Platz fanden.

Als Architekten zeichneten Eduard van der Nüll und August Sicard von Sicardsburg. Benannt wurde das Gebäude, das zu Zeiten seiner Entstehung noch im Grünen lag, nach Erzherzogin Sophie, die 1805–1872 lebte und die Schwägerin von Kaiser Ferdinand I. von Österreich und Mutter seines Nachfolgers Franz Joseph I. war. 2001 brannten die Sofien-Säle teilweise ab und wurden 2011 originalgetreu wiederaufgebaut.

Und nun zum Hotel. Das Konzept ist moderner und schlanker Luxus in Kombination mit Vintage-Deko-Elementen. Die großzügigen Zimmer haben gläserne Rainshower-Duschen. Liegt man bequem in den überlangen Doppelbetten, kann man wählen, ob man dem Partner beim Duschen zusehen oder doch lieber den Krimi im 42-Zoll-HD-Fernseher einschalten möchte. Statt in einer großen Lobby findet man die Rezeption in einer nostalgisch anmutenden Bar, in der auch gefrühstückt wird. Ein modernes, elegantes Hotel in guter Lage zu bezahlbaren Preisen. Und natürlich gibt es auch eine Tiefgarage, wo man den Wagen unterbringen kann.

Ruby Sofie Hotel

Tipp: In der Bar des Hotels liegt ein reich bebildertes Buch über die Geschichte der Sofien-Säle aus.

Ein Rundgang ab Hotel:

Prater – Kunsthaus Wien – Hundertwasserhaus – Hotel

Zum Prater

Wenn Sie das Hotel verlassen, gehen Sie links, dann immer geradeaus, bis Sie die Donau überquert haben. Danach die Dritte links auf eine kleine Allee einbiegen, und die Erste rechts auf den ‚Laternenweg‘. (Achtung: Kurz vorher gibt es eine Einfahrt zu einem kleinen Parkplatz, hier sind Sie falsch!). Nun folgen Sie dem Laternenweg, kommen zu einem Fußballplatz (links) und einem kleinen See (rechts) und stoßen dann auf die Hauptallee.

Auf dieser Allee wandelte einst die ‚Wiener Gesellschaft‘. Man sah sich und wurde gesehen oder führte seine neueste Errungenschaft vor, ein Automobil! Heute dürfen hier keine Autos mehr fahren, und würde man die Menschen von damals unserem rasanten Verkehr aussetzen, würden sie vermutlich zu Tode erschrecken.

Biegen Sie links auf die Allee ab, und dann gleich die Erste rechts. Jetzt sind Sie mitten im ‚Wurstelprater‘ und damit im großen Getümmel. Der Name bezieht sich auf den ‚Hanswurst‘, der hier einst im Kasperltheater seine Auftritte hatte.

Nur ein paar Schritte noch, und Sie befinden sich vor dem ‚Schweizerhaus‘. Dort isst man ‚Stelzen‘ (Schweinshaxen bzw. Eisbein), das gehört zum Schweizerhaus wie Ebbe und Flut.

Gleich dahinter steht der Praterturm. Mit seinen 117 Metern, die er in den Himmel ragt, war er bis 2013 das welthöchste Kettenkarussell und ist noch heute das höchste Fahrgeschäft Österreichs.

Riesenrad am Prater

Wenn Sie sich von hier ab links halten, kommen Sie zum Riesenrad, zu Madame Tussauds (rechts vom Riesenrad) oder zum Planetarium und zum Pratermuseum (links vom Riesenrad).

Tipp: Das ‚Blumenrad‘ ist etwas kleiner als das Riesenrad, bietet aber immer noch einen großartigen Ausblick. In der Mitte der Kanzeln befinden sich Lenkräder, an denen man während der Fahrt selbst drehen und dadurch den Ausblick selbst bestimmen kann. Im Gegensatz zum Riesenrad handelt es sich bei diesen Kanzeln jedoch nicht um geschlossene Kabinen. Das ist vor allem für Fotografen eine großartige Sache! Allerdings sollte man für so eine Fahrt frei von Höhenangst sein …

Wenn Sie genug vom Prater haben, gehen Sie vom Riesenrad zurück zur Hauptallee (Richtung Süden). Sie kommen zum ‚Kugelmugel‘, ein von Stacheldraht umzäuntes kleines Grundstück, auf dem ein Kugelhaus von acht Metern Durchmesser steht. Dort überqueren Sie die Hauptallee, biegen dann links ab und gleich wieder rechts auf den Fußweg ein. Geradeaus weiter auf die Vivariumstraße, unter der Eisenbahnbrücke durch, dann links über die Donaubrücke. Auf der anderen Donauseite über die Kreuzung und die Erste links. Nun immer geradeaus bis zum Kunsthaus Wien mit dem Hundertwasser-Museum
Adresse: Untere Weißgerberstraße 13.

Kunsthaus Wien mit Museum Hundertwasser

Das Museum, das im April 1991 eröffnet wurde, widmet sich dem Werk Hundertwassers, zeigt daneben aber auch Wechselausstellungen internationaler Künstler. Um dem Museum Raum zu geben, wurden die damals hundertjährigen Gebäude der ehemaligen Möbelfabrik Thonet im typischen Stil Hundertwassers umgebaut. Die Pläne hat Architekten Peter Pelikan in Zusammenarbeit mit Hundertwasser gezeichnet.

Im Gebäude findet man nur selten gerade Linien, auch der Boden ist uneben. Die Wände sind mit farbiger Keramik und Mosaiken gestaltet, auch Grünpflanzen sind in die Raumgestaltung mit einbezogen. Über eine gewundene Treppe erreicht man die oberen Etagen. In den ersten beiden sind Werke Hundertwassers zu sehen, danach folgen die Wechselausstellungen.

Das Hundertwasserhaus

Um hinzugelangen geht man am Museum vorbei (oder falls man aus dem Museum kommt links) und noch etwa 400 Meter weiter geradeaus. Die nach Hundertwassers Ideen gestaltete Wohnhausanlage wurde 1985 fertiggestellt. Mitgestaltet haben die Anlage die Architekten Josef Krawina und Peter Pelikan. Hundertwasser, der ja kein Architekt, sondern Künstler war, hatte die Vision und zeichnete für die Idee und die Gestaltung.

Das farbenfrohe, baumbewachsene Haus folgt nicht den üblichen Normen der Architektur. Es hat in den Gangbereichen unebene Böden und wirkt im Übrigen wie aus bunten Würfeln zusammengesetzt. Im Haus befinden sich 52 Wohnungen, 16 private und drei gemeinschaftliche Dachterrassen, sowie vier Geschäftslokale. In Wien zählt das Hundertwasser-Krawina-Haus, wie es seit einem Gerichtsurteil genannt werden muss, zu den meistfotografierten Sehenswürdigkeiten.

Um zurück zum Hotel zu gelangen, gehen Sie weiter geradeaus. Nach hundert Metern stoßen Sie auf die Rasumofskygasse. Dort rechts. Von hier sind es noch 400 Meter bis zum Hotel. Insgesamt haben Sie etwa vier Kilometer Weg zurückgelegt.

Tipp: Wem das zu weit ist, der kann sich an der Hotelbar ein Fahrrad leihen!

Tipp: Sollten Sie nach diesem langen Tag Hunger haben, gehen Sie einfach am Hotel vorbei, noch gut hundert Meter. Dort auf der linken Seite ist ein asiatisches Restaurant. Es wurde zu einem der zehn besten asiatischen Restaurants von Wien gekürt, und die Preise sind moderat.

Rundfahrt mit der Straßenbahn

Die meisten Sehenswürdigkeiten Wiens liegen an der Ringstraße und lassen sich bequem mit der Straßenbahn erreichen. Dazu hat man zwei Möglichkeiten. Entweder man fährt mit der gelben “Vienna Ring Tram” einmal herum, um sich erst einmal einen Überblick zu verschaffen, oder man kauft sich ein Tagesticket und setzt sich in eine der Linienbahnen, die rund um den Ring fahren.

Die Ring Tram

Achtung: In diversen Reiseführern ist zu lesen, dass die Linien 1 oder 2 um den gesamten Ring herumführen. Doch wegen Umbauten wurden die Linienführungen verändert, und die Bahnen fahren nun die Außenbezirke an! Will man mit der normalen Straßenbahn um den Ring fahren, steigt man z.B. am Schwedenplatz Richtung Ottakring in die Linie 2 und an der Oper in die Linie 1 um, um wieder zum Schwedenplatz zu kommen.

Vorteil der “Vienna Ring Tram”: Man hat Kopfhörer und erfährt, welche Gebäude man gerade passiert. Man kann sich also einen guten Überblick verschaffen und später gezielt dorthin gehen, wo man sich etwas ansehen möchte. Nachteil: Die Fahrt ist mit etwa zehn Euro recht teuer, und unterwegs aussteigen kann man nicht.

Kauft man sich für einen Euro weniger eine Tageskarte für die öffentlichen Verkehrsmittel ist das wesentlich günstiger, denn man kann so in jede Richtung fahren und überall ein- oder aussteigen. Nachteil: Wer Wien nicht kennt, erfährt nicht, wo er gerade ist und an welcher Sehenswürdigkeit er vorbeifährt.
Die “Vienna Ring Tram” und auch die Linien 1 oder 2 (beim Einsteigen auf die Richtung achten!!!) startet am Schwedenplatz. Von außerhalb kommt man mit der U1 oder der U4 zum Schwedenplatz.

Vom Ruby Sofie Hotel aus geht man nach Verlassen des Gebäudes rechts, weiter geradeaus bis zum Wien-Kanal. Man überquert den Kanal und bleibt dann auf dieser Straße, bis man auf die Alte Post stößt. Dort kann man nur rechts oder links abbiegen. Sie gehen nach rechts, nach der Post links, gleich wieder rechts, nach etwa 20 Metern links und immer geradeaus weiter bis Schwedenplatz. Die Wegstrecke beträgt etwa einen Kilometer.

Tipp: Wenn Sie mit der “Vienna Ring Tram” fahren, nehmen Sie am besten in Fahrtrichtung links Platz. Dort liegen die meisten sehenswerten Bauwerke. Aber auch auf der rechten Seite entdeckt man viel Interessantes.

Und sonst

Es gibt viele malerische Gassen in Wien

Die Altstadt erläuft man sich am besten zu Fuß. Es geht kreuz und quer durch malerische Gassen. Wenn Sie in die Bräunerstraße kommen (sie zweigt genau an der Pestsäule ab), schauen Sie in den Innenhof links neben ‚Steiff in Wien‘. Das ist ein typischer Wiener Innenhof und das Geburtshaus von Johann Nestroy. Er war ein österreichischer Dramatiker, Schauspieler und Opernsänger.
Das Café Sacher … muss nicht unbedingt sein. Man hat lange Wartezeiten auf der Straße, bis man drinnen einen Tisch bekommt, und dann sitzt man auch bloß in einem Café. Ein sehr schönes Café liegt übrigens gegenüber der Hofburg – das Café Klimt.
Auch der Naschmarkt ist kein Muss. Man sieht dort natürlich die tollsten Leckereien – alles vom fremdländischen Obst bis hin zu den Wienerwürsteln – allerdings tritt man sich dabei gegenseitig auf die Füße. Gemütlichkeit geht anders.

Interessant ist die Kapuzinergruft mit den teils barocken, monumentalen Särgen. Auch das Sissi-Museum mit der Sammlung von altem Porzellan ist durchaus sehenswert. Ebenso der jüdische Friedhof und die vielen schönen Schlösser Wiens oder die Karlskirche am Karlsplatz. Man hat einen gerüstartigen Aufzug in diese Kirche eingebaut, der einen bis unter die Kuppel bringt. Ein Fremdkörper irgendwie, der aber durchaus etwas hat.

Fiaker

Wenn Sie unbedingt mit einem Fiaker fahren wollen, finden Sie Stellplätze hinterm Stephansdom am Stephansplatz, am Heldenplatz, am Albertinaplatz, am Petersplatz, am Burgtheater oder an der Hofburg.

Am Eingang zur Hofburg – Hofreitschule

Das mit den Fiakern ist natürlich so eine Sache. Die Pferde sind bei größter Hitze und Kälte unterwegs, wobei ersteres am Schlimmsten für die Tiere ist. Sie sind gezwungen, hinter stinkenden Autos unter größter Feinstaubbelastung herzutraben, was ihrer Gesundheit mehr als nur schadet. Untergebracht sind die Pferde in Privatställen, verstreut im Stadtrandbereich. Zu ihren Stellplätzen fahren die Kutschen morgens zwischen 20 Minuten und einer Stunde. Die Kutschen sind teilweise alt, die meisten wurden jedoch in Polen neu hergestellt.

Mit diesem Artikel wollte ich Ihnen ein paar Anregungen und Tipps geben, die Ihnen vielleicht helfen können, ein erlebnisreiches Wochenende in Wien zu gestalten. Wenn man genügend Zeit mitbringt, gibt es in Wien natürlich viel mehr zu entdecken …

 

Im nachfolgenden Artikel erfahren Sie (fast) alles über die Spanische Hofreitschule in Wien.

Bitte beachten Sie auch die Reiseführer aus unserem Verlag

Hier finden Sie eine Fotostrecke zu Wien

Cres und Losinj – Der praktische Reiseführer für Ihren Inseltrip

Cres und Losinj – pünktlich zum Saisonstart ist unser neue Reiseführer erschienen!

Wir stellen Ihnen die wichtigsten Orte, Sehenswürdigkeiten, Wanderrouten und Strände von Cres und Losinj vor. Auch geschichtlich Interessierte kommen auf ihre Kosten. Für Stadt Cres, Beli und Mali Losinj haben wir einen Stadtrundgang ausgearbeitet. Viele Tipps und die wichtigsten Adressen, Links und Telefonnummern ersparen Ihnen in der Vorbereitungsphase Ihres Inseltrips mühevolles Recherchieren. Besondere Museen und Veranstaltungen finden ebenso Erwähnung wie z.B. Parkmöglichkeiten, regionale Spezialitäten, Hinweise für Rollstuhlfahrer, Camper oder Hundebesitzer.
Hotels empfehlen wir nicht. Auch beinhaltet dieser Reiseführer, abgesehen von einer Übersichtskarte, kein Kartenmaterial. Allerdings beschreiben wir die Wege, und wer aufmerksam bleibt, wird sein Ziel finden.

Inhaltsverzeichnis kurz zusammengefasst
1. Wissenswertes über Land und Leute
2. Geschichte
3. Sehenswürdigkeiten, Strände und mehr
4. Rundgang durch Cres, Losinj, Beli
5. Ausflüge in die Umgebung
6. Museen und Veranstaltungen
7. Anreise, parken und viele praktische Tipps
8. Was tun im Notfall
9. Wichtige Telefonnummern und Links
10. Infos für behinderte Menschen
11. Infos für Camper
12. Unterwegs mit Hund

Hier können Sie unserem Fotospaziergang über die Inseln folgen

Losinj

Cres

Das Taschenbuch hat 270 Seiten. Sie erhalten es bei allen großen Internetanbietern zum Preis für 12,99 €. Auch Ihr Buchhändler kann es für Sie bestellen. Da es sich um eine BoD-Ausgabe handelt, kann es ein paar Tage dauern, bis das Buch bei Ihnen ankommt.

ISBN Buch: 978-3-946280-54-5

Das E-Book erhalten Sie bei allen großen Internetanbietern zum Preis für 5, 99€

ISBN E-Book: 978-3-946280-53-8
ASIN: B07B8NRDL2

Marokko – ein Reisehighlight für Fotografen

Marokko ist ein Reisehighlight für Fotografen! Es gibt viele Möglichkeiten, dieses Land voller Farben, Formen und Gerüche, zu erkunden. Wir haben uns angesichts der politischen Ereignisse der letzten Jahren für eine geführte Rundreise entschieden – das gab uns das Gefühl von mehr Sicherheit. Und es war eine gute Entscheidung, denn wir hatten einen klugen, belesenen und humorvollen Reiseleiter, der ausgezeichnet deutsch sprach.

Marokko ist ein ‚Mekka‘ für Fotografen. Motive, wenn man ein Auge dafür hat, gibt es zuhauf. Altertümer und Moderne, Reichtum und Armut wechseln sich in Marokko ab. Türen und Tore, Tiere und Menschen, Enge und Weite, Sonne und Schatten – und alles badet in prächtigen Farben!

Von meinen etwa tausend Fotos habe ich 250 schweren Herzens gelöscht und dann noch einmal 200 in ein ‚privates Familienalbum‘ gesteckt. Das waren die doppelten und die, auf denen wir selbst oder Freunde in die Kamera lachten. Gehört ja auch dazu. Den Rest von gut 500 Fotos habe ich bei flickr unter ‘Bilderbogen Marokko’ hochgeladen, und einige davon möchte ich auch hier auf meinem Blog zeigen.

Interessant war übrigens das ‚Fotoverhalten‘ in unserer Gruppe. Da war ein Paar, das vor jeder Sehenswürdigkeit Selfies mit immer dem gleichen Grinsen machte oder sich auch mal dramatisch auf antiken Steinen in Positur warf. Sie nannten wir die Selfie-Madame, ihn den Selfie-Monsieur und amüsierten uns augenzwinkernd. Einmal sagte der Selfie-Monsieur zu mir: „Sie fotografieren aber viel!“ Ich verkniff mir eine bissige Antwort …

Ein anderer fotografierte mit großer Kamera. Kam dann der abgelichtete Marokkaner und wollte Geld dafür, wie z.B. ein Mann in roter Tracht mit Schellen an den Händen, hat er das beleidigt verweigert: „Für ein Foto zahle ich doch nicht!“ Als ich zu ihm sagte: „Der Mann lebt von dem Geld für die Fotos, das ist sein Job!“, hat er mich mit bösen Blicken bedacht und war fortan nicht mehr gut auf mich zu sprechen.

Man sollte bedenken: Die Menschen in Marokko sind für Touristen beliebte Fotomotive. Auf Schritt und Tritt abgelichtet zu werden, kann ganz schön nerven! Für gläubige Moslems ist es ohnehin ein Problem, denn im Islam gibt es ein Bilderverbot. Deshalb sollte man vor der Aufnahme fragen, falls es nicht gelingt wirklich ‚heimlich‘ zu fotografieren. Frauen lehnen meist ab. Männer sind da etwas zugänglicher – manche von ihnen wollen aber Geld dafür. Ich habe mir immer kleinere Münzen in die Tasche gesteckt. 20 Dirham (20 Cent) sollte einem das schon wert sein.

Unser Reiseführer meinte, wir sollten 50 dh für ein Foto geben, doch eine Freundin, die teilweise in Marokko lebt relativierte das, sagte:

“Ein Arbeiter verdient am Tag zwischen 100 und 200 dh und die echte Armutsgrenze für Essen und Trinken einer kleinen Familie liegt nach der Statistik bei ca. 400 dh. Dafür gibts Brot, Gemüse und einmal in der Woche Ölsardinen. Ich zahle solchen Leuten nie mehr als 20 dh, auf dem Lande nur 10. Für 20 dh bekommst Du die Schuhe geputzt und der Friseur für Männer kostet außerhalb der Luxusklasse nie mehr als 50 dh. Ein viertel Brathuhn mit Pommes gibt es für 35 dh. Also reichen 20 dh.”

Auch für Bettler sollte man immer Kleingeld in der Hosentasche haben. Betteln ist im Islam nicht verpönt, denn wer etwas hat, gibt Almosen, das ist üblich. Wenn man während eines zweiwöchigen Aufenthalts 10 Euro in kleinen Münzen verschenkt, dann macht einen das doch nicht ärmer, aber mancher Bettler kann von dem bisschen Geld, das er tagsüber gesammelt hat, seine Familie durchbringen.

Übrigens habe ich lange darüber nachgedacht, ob ich die kleine oder die große Kamera mit auf die Reise nehme. Ich habe mich dann doch für die kleine Canon im Taschenformat mit ausfahrbarem Objektiv entschieden – und das war gut so. Man kann damit viel unbemerkter fotografieren, leichter aus der Hüfte ‚schießen‘ oder im Laufen fotografieren. Die kleinen modernen Kameras haben zudem ein viel stärkeres Teleobjektiv.

So, und hier sind ein paar von meinen Bildern …

 

Weitere Fotos unter

https://www.flickr.com/photos/149278863@N02/albums/with/72157672730666683