Reisetipps für Wien

Palais Coburg Residenz

Wien hat viele Gesichter! Da gibt es die mittelalterliche Stadt mit dem Stephansdom, dem Judenplatz und den vielen malerischen Gassen. Es gibt das barocke Wien, das seinen Reichtum zur Schau stellt, oder das Wien, das sich im Jugendstil kleidet. Es gibt den Prater, den jüdischen Friedhof, die Museen, die Schlösser und die Spanische Hofreitschule. Aber wo beginnen, wenn man nur wenig Zeit hat?

In unseren Reiseführern oder auf unseren Blogbeiträgen empfehlen wir gewöhnlich keine Hotels. Hier möchte ich ausnahmsweise mit dieser Regel brechen. Das Ruby Sofie Hotel in der Marxergasse 17 im 3. Bezirk liegt relativ zentral. Zwar haben alle Ruby Hotels Frauennamen, doch hier bezieht er sich ganz explizit auf das Gebäude, in dem es untergebracht ist – die historischen Sofien-Säle.

Bis 1886 hieß das Gebäude noch Sophienbad-Saal, denn der 13,6 × 38 Meter große Hauptsaal wurde im Sommer als Schwimmhalle genutzt. Im Winter hat man das Schwimmbecken mit einem Holzboden abgedeckt und damit zum Tanz-, Konzert- und Versammlungssaal umfunktioniert. So wurde das Gebäude zum größten öffentliche Lokal Wiens – ein festlicher, reich ausgeschmückter Ballsaal, in dem je nach Art der Veranstaltung zwischen 2000 und 2700 Personen Platz fanden.

Als Architekten zeichneten Eduard van der Nüll und August Sicard von Sicardsburg. Benannt wurde das Gebäude, das zu Zeiten seiner Entstehung noch im Grünen lag, nach Erzherzogin Sophie, die 1805–1872 lebte und die Schwägerin von Kaiser Ferdinand I. von Österreich und Mutter seines Nachfolgers Franz Joseph I. war. 2001 brannten die Sofien-Säle teilweise ab und wurden 2011 originalgetreu wiederaufgebaut.

Und nun zum Hotel. Das Konzept ist moderner und schlanker Luxus in Kombination mit Vintage-Deko-Elementen. Die großzügigen Zimmer haben gläserne Rainshower-Duschen. Liegt man bequem in den überlangen Doppelbetten, kann man wählen, ob man dem Partner beim Duschen zusehen oder doch lieber den Krimi im 42-Zoll-HD-Fernseher einschalten möchte. Statt in einer großen Lobby findet man die Rezeption in einer nostalgisch anmutenden Bar, in der auch gefrühstückt wird. Ein modernes, elegantes Hotel in guter Lage zu bezahlbaren Preisen. Und natürlich gibt es auch eine Tiefgarage, wo man den Wagen unterbringen kann.

Ruby Sofie Hotel

Tipp: In der Bar des Hotels liegt ein reich bebildertes Buch über die Geschichte der Sofien-Säle aus.

Ein Rundgang ab Hotel:

Prater – Kunsthaus Wien – Hundertwasserhaus – Hotel

Zum Prater

Wenn Sie das Hotel verlassen, gehen Sie links, dann immer geradeaus, bis Sie die Donau überquert haben. Danach die Dritte links auf eine kleine Allee einbiegen, und die Erste rechts auf den ‚Laternenweg‘. (Achtung: Kurz vorher gibt es eine Einfahrt zu einem kleinen Parkplatz, hier sind Sie falsch!). Nun folgen Sie dem Laternenweg, kommen zu einem Fußballplatz (links) und einem kleinen See (rechts) und stoßen dann auf die Hauptallee.

Auf dieser Allee wandelte einst die ‚Wiener Gesellschaft‘. Man sah sich und wurde gesehen oder führte seine neueste Errungenschaft vor, ein Automobil! Heute dürfen hier keine Autos mehr fahren, und würde man die Menschen von damals unserem rasanten Verkehr aussetzen, würden sie vermutlich zu Tode erschrecken.

Biegen Sie links auf die Allee ab, und dann gleich die Erste rechts. Jetzt sind Sie mitten im ‚Wurstelprater‘ und damit im großen Getümmel. Der Name bezieht sich auf den ‚Hanswurst‘, der hier einst im Kasperltheater seine Auftritte hatte.

Nur ein paar Schritte noch, und Sie befinden sich vor dem ‚Schweizerhaus‘. Dort isst man ‚Stelzen‘ (Schweinshaxen bzw. Eisbein), das gehört zum Schweizerhaus wie Ebbe und Flut.

Gleich dahinter steht der Praterturm. Mit seinen 117 Metern, die er in den Himmel ragt, war er bis 2013 das welthöchste Kettenkarussell und ist noch heute das höchste Fahrgeschäft Österreichs.

Riesenrad am Prater

Wenn Sie sich von hier ab links halten, kommen Sie zum Riesenrad, zu Madame Tussauds (rechts vom Riesenrad) oder zum Planetarium und zum Pratermuseum (links vom Riesenrad).

Tipp: Das ‚Blumenrad‘ ist etwas kleiner als das Riesenrad, bietet aber immer noch einen großartigen Ausblick. In der Mitte der Kanzeln befinden sich Lenkräder, an denen man während der Fahrt selbst drehen und dadurch den Ausblick selbst bestimmen kann. Im Gegensatz zum Riesenrad handelt es sich bei diesen Kanzeln jedoch nicht um geschlossene Kabinen. Das ist vor allem für Fotografen eine großartige Sache! Allerdings sollte man für so eine Fahrt frei von Höhenangst sein …

Wenn Sie genug vom Prater haben, gehen Sie vom Riesenrad zurück zur Hauptallee (Richtung Süden). Sie kommen zum ‚Kugelmugel‘, ein von Stacheldraht umzäuntes kleines Grundstück, auf dem ein Kugelhaus von acht Metern Durchmesser steht. Dort überqueren Sie die Hauptallee, biegen dann links ab und gleich wieder rechts auf den Fußweg ein. Geradeaus weiter auf die Vivariumstraße, unter der Eisenbahnbrücke durch, dann links über die Donaubrücke. Auf der anderen Donauseite über die Kreuzung und die Erste links. Nun immer geradeaus bis zum Kunsthaus Wien mit dem Hundertwasser-Museum
Adresse: Untere Weißgerberstraße 13.

Kunsthaus Wien mit Museum Hundertwasser

Das Museum, das im April 1991 eröffnet wurde, widmet sich dem Werk Hundertwassers, zeigt daneben aber auch Wechselausstellungen internationaler Künstler. Um dem Museum Raum zu geben, wurden die damals hundertjährigen Gebäude der ehemaligen Möbelfabrik Thonet im typischen Stil Hundertwassers umgebaut. Die Pläne hat Architekten Peter Pelikan in Zusammenarbeit mit Hundertwasser gezeichnet.

Im Gebäude findet man nur selten gerade Linien, auch der Boden ist uneben. Die Wände sind mit farbiger Keramik und Mosaiken gestaltet, auch Grünpflanzen sind in die Raumgestaltung mit einbezogen. Über eine gewundene Treppe erreicht man die oberen Etagen. In den ersten beiden sind Werke Hundertwassers zu sehen, danach folgen die Wechselausstellungen.

Das Hundertwasserhaus

Um hinzugelangen geht man am Museum vorbei (oder falls man aus dem Museum kommt links) und noch etwa 400 Meter weiter geradeaus. Die nach Hundertwassers Ideen gestaltete Wohnhausanlage wurde 1985 fertiggestellt. Mitgestaltet haben die Anlage die Architekten Josef Krawina und Peter Pelikan. Hundertwasser, der ja kein Architekt, sondern Künstler war, hatte die Vision und zeichnete für die Idee und die Gestaltung.

Das farbenfrohe, baumbewachsene Haus folgt nicht den üblichen Normen der Architektur. Es hat in den Gangbereichen unebene Böden und wirkt im Übrigen wie aus bunten Würfeln zusammengesetzt. Im Haus befinden sich 52 Wohnungen, 16 private und drei gemeinschaftliche Dachterrassen, sowie vier Geschäftslokale. In Wien zählt das Hundertwasser-Krawina-Haus, wie es seit einem Gerichtsurteil genannt werden muss, zu den meistfotografierten Sehenswürdigkeiten.

Um zurück zum Hotel zu gelangen, gehen Sie weiter geradeaus. Nach hundert Metern stoßen Sie auf die Rasumofskygasse. Dort rechts. Von hier sind es noch 400 Meter bis zum Hotel. Insgesamt haben Sie etwa vier Kilometer Weg zurückgelegt.

Tipp: Wem das zu weit ist, der kann sich an der Hotelbar ein Fahrrad leihen!

Tipp: Sollten Sie nach diesem langen Tag Hunger haben, gehen Sie einfach am Hotel vorbei, noch gut hundert Meter. Dort auf der linken Seite ist ein asiatisches Restaurant. Es wurde zu einem der zehn besten asiatischen Restaurants von Wien gekürt, und die Preise sind moderat.

Rundfahrt mit der Straßenbahn

Die meisten Sehenswürdigkeiten Wiens liegen an der Ringstraße und lassen sich bequem mit der Straßenbahn erreichen. Dazu hat man zwei Möglichkeiten. Entweder man fährt mit der gelben „Vienna Ring Tram“ einmal herum, um sich erst einmal einen Überblick zu verschaffen, oder man kauft sich ein Tagesticket und setzt sich in eine der Linienbahnen, die rund um den Ring fahren.

Die Ring Tram

Achtung: In diversen Reiseführern ist zu lesen, dass die Linien 1 oder 2 um den gesamten Ring herumführen. Doch wegen Umbauten wurden die Linienführungen verändert, und die Bahnen fahren nun die Außenbezirke an! Will man mit der normalen Straßenbahn um den Ring fahren, steigt man z.B. am Schwedenplatz Richtung Ottakring in die Linie 2 und an der Oper in die Linie 1 um, um wieder zum Schwedenplatz zu kommen.

Vorteil der „Vienna Ring Tram“: Man hat Kopfhörer und erfährt, welche Gebäude man gerade passiert. Man kann sich also einen guten Überblick verschaffen und später gezielt dorthin gehen, wo man sich etwas ansehen möchte. Nachteil: Die Fahrt ist mit etwa zehn Euro recht teuer, und unterwegs aussteigen kann man nicht.

Kauft man sich für einen Euro weniger eine Tageskarte für die öffentlichen Verkehrsmittel ist das wesentlich günstiger, denn man kann so in jede Richtung fahren und überall ein- oder aussteigen. Nachteil: Wer Wien nicht kennt, erfährt nicht, wo er gerade ist und an welcher Sehenswürdigkeit er vorbeifährt.
Die „Vienna Ring Tram“ und auch die Linien 1 oder 2 (beim Einsteigen auf die Richtung achten!!!) startet am Schwedenplatz. Von außerhalb kommt man mit der U1 oder der U4 zum Schwedenplatz.

Vom Ruby Sofie Hotel aus geht man nach Verlassen des Gebäudes rechts, weiter geradeaus bis zum Wien-Kanal. Man überquert den Kanal und bleibt dann auf dieser Straße, bis man auf die Alte Post stößt. Dort kann man nur rechts oder links abbiegen. Sie gehen nach rechts, nach der Post links, gleich wieder rechts, nach etwa 20 Metern links und immer geradeaus weiter bis Schwedenplatz. Die Wegstrecke beträgt etwa einen Kilometer.

Tipp: Wenn Sie mit der „Vienna Ring Tram“ fahren, nehmen Sie am besten in Fahrtrichtung links Platz. Dort liegen die meisten sehenswerten Bauwerke. Aber auch auf der rechten Seite entdeckt man viel Interessantes.

Und sonst

Es gibt viele malerische Gassen in Wien

Die Altstadt erläuft man sich am besten zu Fuß. Es geht kreuz und quer durch malerische Gassen. Wenn Sie in die Bräunerstraße kommen (sie zweigt genau an der Pestsäule ab), schauen Sie in den Innenhof links neben ‚Steiff in Wien‘. Das ist ein typischer Wiener Innenhof und das Geburtshaus von Johann Nestroy. Er war ein österreichischer Dramatiker, Schauspieler und Opernsänger.
Das Café Sacher … muss nicht unbedingt sein. Man hat lange Wartezeiten auf der Straße, bis man drinnen einen Tisch bekommt, und dann sitzt man auch bloß in einem Café. Ein sehr schönes Café liegt übrigens gegenüber der Hofburg – das Café Klimt.
Auch der Naschmarkt ist kein Muss. Man sieht dort natürlich die tollsten Leckereien – alles vom fremdländischen Obst bis hin zu den Wienerwürsteln – allerdings tritt man sich dabei gegenseitig auf die Füße. Gemütlichkeit geht anders.

Interessant ist die Kapuzinergruft mit den teils barocken, monumentalen Särgen. Auch das Sissi-Museum mit der Sammlung von altem Porzellan ist durchaus sehenswert. Ebenso der jüdische Friedhof und die vielen schönen Schlösser Wiens oder die Karlskirche am Karlsplatz. Man hat einen gerüstartigen Aufzug in diese Kirche eingebaut, der einen bis unter die Kuppel bringt. Ein Fremdkörper irgendwie, der aber durchaus etwas hat.

Fiaker

Wenn Sie unbedingt mit einem Fiaker fahren wollen, finden Sie Stellplätze hinterm Stephansdom am Stephansplatz, am Heldenplatz, am Albertinaplatz, am Petersplatz, am Burgtheater oder an der Hofburg.

Am Eingang zur Hofburg – Hofreitschule

Das mit den Fiakern ist natürlich so eine Sache. Die Pferde sind bei größter Hitze und Kälte unterwegs, wobei ersteres am Schlimmsten für die Tiere ist. Sie sind gezwungen, hinter stinkenden Autos unter größter Feinstaubbelastung herzutraben, was ihrer Gesundheit mehr als nur schadet. Untergebracht sind die Pferde in Privatställen, verstreut im Stadtrandbereich. Zu ihren Stellplätzen fahren die Kutschen morgens zwischen 20 Minuten und einer Stunde. Die Kutschen sind teilweise alt, die meisten wurden jedoch in Polen neu hergestellt.

Mit diesem Artikel wollte ich Ihnen ein paar Anregungen und Tipps geben, die Ihnen vielleicht helfen können, ein erlebnisreiches Wochenende in Wien zu gestalten. Wenn man genügend Zeit mitbringt, gibt es in Wien natürlich viel mehr zu entdecken …

 

Im nachfolgenden Artikel erfahren Sie (fast) alles über die Spanische Hofreitschule in Wien.

Bitte beachten Sie auch die Reiseführer aus unserem Verlag

Hier finden Sie eine Fotostrecke zu Wien

Spanische Hofreitschule Wien

Wieso eigentlich ‚Spanische‘ Hofreitschule, wo sie doch zu den bedeutendsten Kulturgütern Österreichs zählt und eine echte Wiener Institution ist?

Dieser Name bezieht sich auf Ferdinand I. Er stammte aus dem Geschlecht der Habsburger und war ein Bruder Kaiser Karl V. Am 10. März 1503 wurde er in Alcalá de Henares bei Madrid geboren, wo er auch seine Kindheit und Jugend verbrachte. Erst achtzehnjährig kam er als Erzherzog von Österreich nach Wien, wurde schließlich König von Böhmen, Kroatien und Ungarn und war von 1558 bis zu seinem Tode 1564 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches.

Eingang zur Winterreitschule in der Hofburg mit Fiaker

Ferdinand war ein leidenschaftlicher Reiter und liebte die Pferde seiner Heimat, die einen üppigen Körperbau hatten, dabei aber elegant und wendig waren. Er brachte die ersten spanischen Pferde mit an den Hof.

Einige Jahre später, anno 1580, gründete Erzherzog Karl II. von Innerösterreich das Hofgestüt im Karst in der Nähe des Dorfes Lipica, das damals noch zu Österreich gehörte (heute Slowenien). Er bestückte es mit rund hundert der spanischen Pferde und legte so den Grundstein für die Zucht der Lipizzaner.

In den folgenden Jahrhunderten züchteten die Habsburger Kaiser die Rasse der „Spanische Karster“. Erst ab 1780 nannte man sie ‚Lipizzaner‘. Sie sollten das ideale Pferd für die Kutsche werden, vor allem aber als Schlachtross für Feldzüge dienen. Doch als solche wurden sie letztendlich nie genutzt, dafür schienen sie einfach zu schade.

Stolzer Lipizzaner-Hengst

1681 ließ Kaiser Leopold I. auf dem Tumblplatz eine neue Reitschule errichten. Doch 1683 brachen die Türkenkriege aus, und die Reitschule, die noch nicht einmal fertiggestellt war, wurde schwer beschädigt. Erst fünfundvierzig Jahre später hat man das Projekt wieder aufgenommen und begann mit dem Bau der barocken Winterreitschule im Michaelertrakt der Hofburg. Sie wurde 1735 fertiggestellt und wird seither als solche genutzt. Die Reithalle, bis heute in ihrer ursprünglichen Form erhalten, gilt als barockes Juwel und schönste Reithalle der Welt. Architekt war Johann Bernhard Fischer von Erlach, Baumeister sein Sohn Emanuel Fischer von Erlach.

Auf einer Tafel über dem Reitereingang ist seit damals zu lesen, dass sie zum Unterricht und zur Übung der adeligen Jugend, wie auch zur Ausbildung der Pferde für Kunstritt und Krieg errichtet wurde. Doch seit der Französischen Revolution und den Napoleonischen Kriegen sind die Bereiter nicht mehr ausschließlich adelig, und es sind auch keine Jugendlichen mehr. Aber immer noch wird hier die Hohe Schule der klassischen Reitkunst gelehrt und vorgeführt – bis zum 9. September 2008 ausschließlich von Männern, doch seither sind auch Frauen unter den Bereitern zu finden. Mag sein, das liegt am Einfluss von Frau Elisabeth Gürtler, die seit November 2007 Generaldirektorin der Spanischen Hofreitschule Wien ist. Zum ersten Mal seit Bestehen der Hofreitschule besetzt diesen Posten eine Frau.

Die Spanische Hofreitschule in Wien ist die einzige Institution dieser Art, in der die Tradition der Hohen Schule der klassischen Reitkunst bis zum heutigen Tag ohne Unterbrechung fortgeführt wurde und wird. Und die Kunst der Pferde und ihrer Reiter zählt sogar zum immateriellen UNESCO Weltkulturerbe.

Die Stallburg – hier sind die Hengste untergebracht

Untergebracht sind die Hengste, die zur Ausbildung nach Wien geholt werden, in einem Gebäude, das zum Komplex der Hofburg gehört. Es war eigentlich als Residenz für Ferdinand I. gedacht, doch wurde als solche nie genutzt . Es hatte einige Jahre leer gestanden, und so baute man es kurzerhand zur Stallburg um. Noch heute befinden sich die Stallungen in diesem Gebäude.

 Nicht nur Reithalle

Bereits seit dem 18. Jahrhundert werden in der barocken Reithalle auch Feste gefeiert

Bereits unter Maria Theresia, die 1740 den Thron bestieg, wurden in der Winterreitschule auch Karussells aufgestellt, Maskenfeste, Reiterspiele und Hofbälle abgehalten. In den Jahren 1814 bis 1815, zu Zeiten des Wiener Kongresses, tagten, tanzten und feierten hier internationale Staatsgäste, und 1848, im Jahr der Revolution, tagte der erste Reichstag der Monarchie in der Winterreitschule.

Auch heute finden in der einzigartig schönen, barocken Halle noch große Festivitäten statt. Dann wird sie in ein Farbenmeer getaucht und versprüht einen ganz neuen Zauber.

Die Pferde

Seit 1920 befindet sich das Gestüt nicht mehr in Lipica, sondern (mit Unterbrechung im und nach dem 2. Weltkrieg) in Piber. Piber gehört zur Stadt Köflach im Bezirk Voitsberg in der West-Steiermark. Dort leben die etwa 70 Zuchtstuten mit ihren kleinen Fohlen, und die Hengste, die zum Decken ausgewählt wurden. Auch die ‚Pensionisten‘ kehren aufs Gestüt zurück, um ihren Lebensabend dort zu verbringen – so wie Hengst Neapolitano Nima, der am 11. April 2018 bei guter Gesundheit seinen 39. Geburtstag feiern konnte.

Nima war in seiner aktiven Laufbahn in der Spanischen Hofreitschule ein Star und als Levadeur weltweit bekannt. Er ist der älteste registrierte Lipizzanerhengst überhaupt. Dass er dieses hohe Alter erreichen konnte, ist ein Beweis für die gute Haltung der Hengste an der Spanischen Hofreitschule.

N. Nima mit seinem Bereiter Rosteck – er zeigt eine Levade

Wie Hengst Neapolitano Nima erhalten alle Hengste einen Doppelnamen. Um die Linie zu kennzeichnen, die sie fortführen, tragen sie an erster Stelle den Namen ihres Vater. Zusätzlich erhalten sie den Namen ihrer Mutter, um sie so besser von ihren Brüdern unterscheiden zu können. Neapolitano ist also der ‚Stammname‘ des Hengstes, genannt wird er jedoch nach seiner Mutter – in diesem Fall Nima.

Auch die Schulhengste, die in Wien ausgebildet und vorgeführt werden, leben nicht das ganze Jahr über in der Hofburg. Von Juni bis Mitte August dürfen sie im Trainingszentrum Heldenberg (NÖ) die Sommerfrische genießen und gemeinsam über Weiden toben.

 

Im Jahr kommen etwa 45 bis 50 Fohlen zur Welt. Anfänglich gab es die Lipizzaner in allen Farben. Erst später beschloss man, des schöneren einheitlichen Bildes wegen, nur noch die weißen Pferde zur Zucht zu nutzen, und natürlich wurden für den Wiener Hof nur die besten Hengste ausgewählt. Bringt die Zucht heute einen andersfarbigen Hengst hervor, gilt er als ‚Glücksbringer‘ und nimmt in dieser Eigenschaft eine Sonderstellung unter den Schul-Hengsten ein. Zur Zucht wird er nicht verwendet.

Apropos – alle Schimmel kommen dunkel zur Welt, haben auch Blessen und andere Abzeichen. Erst im Verlauf der Jahre werden sie weiß. Der Fachbegriff dafür ist ‚ausschimmeln‘.

Sobald die Fohlen sechs bis sieben Monate alt sind, werden sie von ihren Müttern getrennt und bleiben in Gruppen untereinander. Schließlich findet eine Ausmusterung statt, bei der eine Kommission feststellt, welche Stuten und Hengste zur Zucht behalten werden. Alle übrigen werden auf dem freien Markt verkauft.

Die Junghengste leben den Sommer über auf der Stubalm, wo sie auf schwierigem Gelände trittfest werden und Muskeln ausbilden. Eine stark ausgebildete Hinterhand macht später die Arbeit ‚über der Erde‘ (z.B. die Courbette oder die Kapriole) leichter. Am Ende des Sommers gibt es einen ‚Almabtrieb‘, und die zurückkehrenden Hengste werden vom Pfarrer gesegnet.

Die Stuten bleiben auf den Weiden des Gestüts und werden in der Kutsche trainiert, um ihre Leistungsbereitschaft zu prüfen.

Die Hengste genießen ihre Ruhezeit

Die Hengste bringt man im Alter von vier Jahren vom Gestüt Piber nach Wien, um sie dort mit Liebe und Geduld sechs bis acht Jahre auszubilden. Erst dann wird entschieden, ob sie tatsächlich in die Spanische Hofreitschule aufgenommen werden.

Nicht alle Hengste beherrschen alle möglichen Übungen. Die Art und das Ziel ihrer Ausbildung richtet sich ganz nach ihren eigenen Fähigkeiten, die ausgetestet und dann gefördert werden. Bei den Übungen, die sie trainieren, handelt es sich um natürliches Hengstverhalten, das verstärkt wird. In der Natur zeigen Hengste solch imposantes Verhalten, um den Stuten zu imponieren oder gegen Rivalen zu kämpfen. Aus diesem Grund findet man auch keine Stuten oder gar Wallache bei den Vorführungen.

Vorführungen

Immer wenn sie in die Halle einreiten, lüpfen die Reiter ihren Hut. Die Zuschauer mag das wundern; so mancher denkt vielleicht sogar, diese Ehrerbietung gebührt ihm. Aber nein, die Reiter lüpfen ihren Hut vor dem Gemälde Karls de VI., das auf der Schmalseite über der Tribüne hängt.

In der Winterreitschule in der Hofburg in Wien kann man die Pferde und ihre Bereiter bei Vorführungen, aber auch bei der Trainingsarbeit erleben, die von Dienstag bis Freitag durchgeführt wird. Dabei werden die Übungen geritten, die zur Ausbildung gehören und das Ziel haben, die Pferde auf die Vorführungen vorzubereiten.

In der Sattelkammer der Stallburg

Bekommt man keine Karten oder sind einem die Karten zu teuer, kann man auch an einer Führung durch die Reithalle, die Sattelkammer und die Stallungen teilnehmen, was ebenso interessant ist. Und wer im Sommer nach Wien reist, wenn die Hengste ihre Sommerpause auf der Weide genießen, kann durch das Sommerprogramm „Piber meets Vienna“ Einblick in das Gestütsleben der Spanische Hofreitschule erhalten. Hier werden neben jungen, in der Leistungsprüfung stehenden, künftigen Zuchtstuten auch Mutterstuten mit ihren kleinen Fohlen vorgeführt, sowie verschiedene historische Anspannungen mit Originalkutschen und Kutschern in traditionellen Uniformen gezeigt.

Wichtig: Kinder dürfen erst ab einem Alter von 3 Jahren den Vorführungen beiwohnen!

Kartenvorbestellung ist anzuraten. Mehr Information über das genaue Programm und den Kartenvorverkauf finden Sie auf der offiziellen Website.

Anfahrt: U-Bahn – U3 Herrengasse / Straßenbahn – Linie 1, 2, D, 71 Burgring / Bus – 2A, 3A Hofburg / HOP ON HOP OFF – Rote Linie: Staatsoper oder Kunsthistorisches Museum, Heldenplatz

Einen Blogbeitrag weiter oben erhalten Sie Reisetipps für Wien