‚Der Glast‘ ist ein Begriff, der langsam aus unserem Wortschatz verschwindet. Das wurde mir klar, als ich mich mit einer norddeutschen Freundin und Kollegin über einen Text unterhielt, den sie geschrieben hatte und mir zum Lesen gab. Ich schlug ihr vor, anstelle des Wortes Schein, das sie ein paar Zeilen weiter oben bereits gebraucht hatte, das Wort Glast zu verwenden, um einen Wiederholungsfehler zu vermeiden. Doch sie kannte das Wort nicht. Ich habe nachgeforscht und fand heraus, dass ‘Glast‘ eher bei uns im Süden gebräuchlich ist bzw. war – denn es ist eines dieser Wörter, die wohl langsam aussterben werden. Schade eigentlich, denn es klingt malerisch, wie ich finde!
Der Glast (verwandt auch mit gelb, eine Mehrzahl gibt es nicht) ist ein anderes Wort für Glanz. Es steht für Schein, Schimmer, das Leuchten, das von einem Naturelement wie Sonne (Sonnenglast), Feuer, Blitz oder den Sternen ausgeht. Bei uns im Süddeutschen wird es hin und wieder noch gebraucht, ebenso in der Poesie. Dort meint es neben Schimmer oder Leuchten auch Gefunkel, Geflimmer, Geglitzer oder im übertragenen Sinne Ruhm, Größe, Glorie, Pracht, Prunk oder Herrlichkeit.
Hier ein Beispiel aus Annette von Droste-Hülshoffs Gedicht ‚Das Spiegelbild‘ (dritte Strophe)
Zu deiner Stirne Herrscherthron,
Wo die Gedanken leisten Fron
Wie Knechte, würd‘ ich schüchtern blicken;
Doch von des Auges kaltem Glast,
Voll toten Lichts, gebrochen fast,
Gespenstig, würd‘ ein scheuer Gast,
Weit, weit ich meinen Schemel rücken.
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