Vergessene Wörter – adies

adies – ein uraltes Wort, das heute kaum noch jemand kennt und deshalb zu den vergessenen Wörtern zählt. Man spricht es mit langem E. Vermutlich hat sich aus adies unser heute so beliebtes tschüss entwickelt – adies, atschüs, tschüss. In Norddeutschland war atschüs noch bis in die 1940er-Jahre der übliche Gruß.

Im Deutschen Wörterbuch von Jacob Grimm heißt es: Adies spricht der gemeine Mann in den Rheinländern statt des alten ade, oder des vornehmen adieu.

Wo aber kommt ‚adies‘ her?

Es könnte aus dem Spanischen ‚adiós‘ entlehnt sein, wie manche Sprachwissenschaftler vermuten. Dann wäre der Gruß vermutlich im 17. Jahrhundert durch Seereisende aus Spanien in die damals zu Spanien gehörenden Niederlanden gekommen und von dort zu ‚atjüs‘ abgewandelt in den deutschen Sprachraum eingeführt worden.

Oder es kam aus dem Französischen über die Niederlande nach Deutschland. Dann hätte es sich aus adieu entwickelt. Da in den Niederlanden U wie Ü gesprochen wird, wäre aus adieu adjus (gesprochen adjüs) geworden.

Es könnte aber auch vom wallonischer ‚adjuus‘ (gesprochen adjüüs‘) herrühren, wo das U ebenfalls wie Ü ausgesprochen wird.

 

adies - ein vergessenes Wort, das man im Märchen 'Vom Machandelbaum' noch finden kann
Vergessene Wörter – adies

Doch ob nun tschüss, adies, adjüs, adiós, adeus oder adieu – es kann davon ausgegangen werden, dass all diese Grußformen den gleichen Ursprung haben, nämlich das lateinische ‚ad deum‘ – zu Gott.

Auch im niederdeutschen Märchen ‚Vom Machandelbaum, 1857 von den Brüdern Grimm aufgezeichnet, findet man den Gruß adjüüs.

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2 Gedanken zu „Vergessene Wörter – adies“

  1. In der „Anekdote aus dem letzten preußischen Krieg“ von
    Heinrich von Kleist, ruft der Reiten dem Wirt u.a. „Adies“ zu.
    Wie wird das Wort korrekt gesprochen? Ich müsste es bis
    Freitag früh wissen, denn am Abend werde ich den Text einem größeren Publikum vortragen.

    Vielen Dank!

    Jochen Singer

  2. Lieber Jochen Singer, leider weiß ich auch nicht, wie man das Wort korrekt ausspricht. Gefühlsmäßig würde ich sagen, dass man (bei deutscher Aussprache) die erste Silbe betont. Aber: Lassen Sie sich nicht nervös machen! Im Publikum wird es sicher auch niemand wissen …
    Ich wünsche Toi-Toi-Toi für die Lesung!

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