Als ich in heiterer Runde das Wort Techtelmechtel gebrauchte, sah mich meine neunzehnjährige Großnichte stirnrunzelnd an. „Was bedeutet das denn?“, fragte sie.
Unter jungen Leuten hat das Wort offensichtlich keine Relevanz mehr. Also suchte ich nach Synonymen: Liebelei, Flirt, Fremdgehen …?
„Ach sooo.“ Sie grinste. Du meinst, wenn einer ein „G‘spusi“ hat.
„Genau!“ – Das ist der bayrisch-österreichische Ausdruck dafür.
Als die Gäste gegangen waren, knöpfte ich mir das Wort noch einmal vor. Ich suchte nach weiteren Synonymen, fand: Affäre, intime Beziehung, Ehebruch, Liaison, Romanze, Seitensprung, Verhältnis, Liebesabenteuer, heimliche Liebschaft, Eskapade, Liebelei, Tändelei, Bettgeschichte – oder wie so mancher heute ganz ohne rot zu werden sagen würde: Fremdficken oder: eine Fickbeziehung.
Für mich als Autorin sind Synonyme immer wichtig. Hat man oben ‚Verhältnis‘ geschrieben, bietet sich drei Zeilen weiter unten vielleicht das Wort ‚Eskapade‘ an – denn zweimal dasselbe Wort in kurzem Abstand gilt als Wiederholungsfehler.
Aber auch von dem jeweiligen Protagonisten ist es abhängig, welches der möglichen Synonyme man gebraucht. Wenn ein Achtzigjähriger vom Fremdgehen spricht, benutzt er gewiss nicht das Wort ‚Fickbeziehung‘, denn das gehört einfach nicht zum Sprachgebrauch eines betagten Menschen. In diesem Fall wäre wiederum das ‚Techtelmechtel‘ viel eher angebracht.
Aber woher kommt dieser Begriff nun eigentlich?
So genau weiß man es nicht. Im Etymologischen Wörterbuch steht, dass es im 19. Jahrhundert in Österreich entstanden ist (wo es sich vielleicht aus dem Rotwelschen entwickelt hat). Von dort hat es sich über den süddeutschen Raum auch bei uns eingebürgert. Damals noch ‚Dechtlmechtl‘ geschrieben, bedeutete es ‚geheimes Einverständnis‘.
Das Etymologische Wörterbuch geht von der Vermutung aus, das Wort hätte seine Wurzeln im alt-italienischen a teco meco, was so viel wie ‚unter vier Augen‘ heiß. Vergleich auch lateinisch tecum = mit dir – mecum = mit mir – belegen lässt sich das aber nicht. Die Niederländer sagen zum Techtlmechtl übringens scharrelpartij oder auch ein ‘onder onsje’, was so viel gedeutet wie ein verniedlichtes ‘unter uns’, sich also dem Lateinischen anschließt.
Andere Quellen ziehen das Wort tacht(i) (= geheim, heimlich) aus dem Jiddischen als Ursprungswort in Betracht und vermuten, dass es sich bei Techtel-Mechtel um eine Reimdoppelung bzw. um eine Wortspielerei handelt. Interessant ist dabei, dass auch der entsprechende englische Begriff hanky panky eine Reimdoppelung ist.
Ebenfalls in Betracht gezogen wird als Ursprungswort das mundartliche Wort tacht (= Docht). In diesem Fall soll die schnell verlöschende Kerzenflamme Pate gestanden haben.
Wenn man auch nicht so genau weiß, wie das Wort entstanden ist, über seine Bedeutung gibt es keinen Zweifel. In Karl Friedrich Wilhelm Wanders Deutsches Sprichwörter-Lexikon von 1876 ist die Redensart „Das is a Techt’lmecht’l“ folgendermaßen definiert:
‚Es handelt sich um eine Verabredung von zwei oder mehreren Personen über die Durchführung irgendeiner Handlung, auch ein auf gegenseitigen Vortheil berechnetes, andern nachtheiliges Uebereinkommen‘.
Heute drückt man sich da weniger umständlich aus: Gemeint ist Flirt, eine Tändelei oder eine (kurze) erotische Liebesbeziehung ohne Leidenschaft und ernsthaften Hintergrund.