Vierter Teil der Rezension von Dr. Maria Hobl

Glühen – von Anja Sturmat

Es beginnt verheißungsvoll. Ein Mann – dass es einer ist, wird erst später klar – folgt bei einem nächtlichen Spaziergang zuerst einer Katze und dann einem Lichtschein in ein Haus. Er geht in die Wohnung einer seltsam anziehenden Frau – und da endet die Erzählung und lasst den Leser ratlos zurück …

Dornröschen – von Alexandra Grüttner-Wilke

Man nennt es wohl Ko-Morbidität. Ein Kind ist in die Traumwelt seiner kranken Mutter eingesponnen. Eine traurige Geschichte – gut erzählt.

Jesus auf meiner Terrasse – von Verena Gaupp

Der bärtige Kerl, der bei Mona auf der Terrasse sitzt, entpuppt sich als interessanter Gesprächspartner. Mit seinen Wundern klappt es allerdings nicht so gut. Nach seiner ‘Enttarnung’ bleibt Mona mit ihm in Kontakt und dabei ein wenig in Zweifel, wen sie da eigentlich vor ich hat. Als Leser folgt man mit einigem Vergnügen ihren Überlegungen.

Der Brief – von Katrin Hamel

Ein Brief und ein Duft reißen eine alte Wunde auf. In ein mit Mühe neu gestaltetes Leben bricht die Vergangenheit ein. Die Autorin lässt uns die Hoffnung, dass noch alles gut werden kann.

Fenster putzen – von Wolfgang Spreckelsen

Die fleißige Hausfrau, die uns erklärt, wie man Fenster gut putzen kann, erzählt dann auch von ihrem Garten, dem Kompost und ihrer sonstigen Hausarbeit. Bei der wird sie von Besuchern gestört, die einen Vermissten suchen. Sie aber erzählt uns beiläufig von anderem störenden Besuch, ihrem Likör und den vielen Einmachgläsern im Keller. Es wird immer unheimlicher und erinnert dabei ein wenig an die schaurige Adventsgeschichte von Loriot.

Umkehr – von Anders Alborg

Nicht gerade Jekyll und Hyde – eher Dr. Drosten und ‘die große Chantal’. Schlüpfrig, schwülstig beschreibt der Autor die Verwandlung eines braven Wissenschaftlers in eine Kurtisane – der dann eine überraschende Entscheidung gelingt.

Was du nicht siehst – von Daniela Esch

Eine moderne Fee – ob sie gut oder böse ist, kann man schwer entscheiden. Hier heißt sie Bella, ihr Name könnte aber auch Alexa oder Siri sein. Drei Menschen sind – jeder auf seine besondere Weise – von ihr beeinflusst. Sie aber weiß, dass das ihr eingeschriebenes Handeln ihr eigenes Unglück befördert. Das ist ein modernes Märchen, dass man mir so noch nicht erzählt hat.

Wahlfreiheit – von Verena Kerick

Was wäre, wenn – die alte Frage wird immer wieder neu gestellt. Frau Kerick erzählt uns zweimal eine Lebens- und Liebesgeschichte, die je nachdem ob Ja oder Nein gesagt wurde, sehr verschieden ausgeht. Das Geheimnis spielt nur eine Rolle als Köder, der letztlich ohne Bedeutung bleibt. Das Ganze wirkt auf mich ein wenig arg konstruiert.

Von alten Männern mit weißen Bärten – von Adi Traar

Auf der Suche nach der verlorenen Zeit? Jonathans Leben verläuft nicht in gleichem Tempo. Im Wald findet er Zeichen, die ihm zu verraten scheinen, was es damit auf sich hat. Die Erzählsplitter passen nicht unbedingt zusammen, auch über manche Formulierung bin ich gestolpert. Die Idee der Geschichte fand ich aber anregend.

Hakim – von Sylvia Schmieder

Es ist doch eine amüsante Idee, eine Preisverleihung für den literarischen Nachwuchs zu thematisieren. Eine frustrierte Germanistin schleicht sich ein – eigentlich nur wegen ihrer kulinarischen Gelüste – schlüpft in die Rolle eines nicht erschienenen Teilnehmers und füllt sie immer mehr aus. Die Sprache ist manchmal nicht auf der Höhe der Idee – aber insgesamt ist diese letzte Geschichte der Anthologie ein passender Abschluss.

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Dritter Teil der Rezension von Dr. Maria Hobl

Schiller und Schmetterlinge – von Helge Streit

Eine altgewordene Lehrerin besucht regelmäßig ihre Tante im Krankenhaus. Ein ‚alter Bekannter‘ nähert sich ihr an, und sie fährt nun immer mit ihm dorthin. Er denkt erst, sie sei krank, ihr Ende sei nah. In dieser Situation will er ein Missverständnis aufklären, das seit Jahrzehnten zwischen ihnen steht – eine eindringliche Geschichte über Vorurteile, die nicht verschwinden wollen.

Homecoming Queen – von Iris Boss

Es soll ein glücklicher Abend werden – ein Triumph. Eine Schauspielerin ist in ihrer Heimatstadt auf dem Weg in das Kino, in dem ihr Film seine Premiere haben soll. Ihre glückliche Stimmung wir von einer Person gestört, die ihr auf dem Weg folgt und dann im Kino regelrecht im Nacken sitzt und die sie sehr ängstigt. Die eingestreuten Gedanken und Erinnerungsfetzen lassen nur vage Vermutungen zu, wer diese Person sein könnte und was sie der Protagonistin angetan hat. Die Mutter?

Abreisetag – von Henrike Sänger

Ein kleines Mädchen lernt die Kraft des Begehrens kennen. Ein Armband – es hängt vor ihrer Nase und ist doch unerreichbar. Sie sucht nach Wegen, wie sie das Armband bekommen kann. Ihre ältere Schwester könnte ihr helfen, will aber nicht. Das Mädchen überschreitet schließlich seine eigenen moralischen Grenzen – nur um festzustellen, dass die Schwester noch weiter gegangen ist! Es ist spannend, dem Kind in seiner Qual zuzusehen. Man würde ihm gerne das Armband geben, um es zu erlösen!

Die Spieluhr – von Ingrid Krüger

Zwischen einer Urenkelin und ihrer liebevollen Uroma besteht ein enges Band. Bei ihren regelmäßigen Besuchen erfreut sich die Urenkelin an einer Spieluhr, die sie immer wieder gerne hört. Nach dem Tod der geliebten Urgroßmutter fällt der jungen Frau das gesamt Erbe zu, auch die Spieluhr. Diese Uhr enthält ein Geheimnis, das ein neues Licht auf das Leben der Uroma wirft. Dies ist nun eine neue, nicht sehr aufregende Variante des Themas: Tod, Erbschaft, gelüftetes Geheimnis.

Praxisstudien – von Stefanie Maurer

Eine junge Frau ist erst einmal glücklich, dass ein attraktiver Mann, der sie für sein Buchprojekt als eine von 100 verführt hat, zu ihr zurückgekehrt ist – sie fühlt sich auserwählt. Dann aber liest sie eine Notiz, mit der ein neues Projekt des Bestsellerautors angedeutet wird – und gerät in Panik.
Eine witzige Geschichte.

Neunundvierzig Prozent – von Janina Rehak

Ein Mann im Café reflektiert über Zahlen, über Untreue, über den Unterschied zwischen Theorie und Praxis – und sucht doch nur eine wissenschaftlich schön fundierte Ausrede für seine eigene Amoralität.

Das Muschelarmband – von Sabine Flatau

Ein Junge – mit seinen Eltern in eine Schlossanlage gezogen – erkundet den Speicher und findet ein Bild, aus dem ihn eine junge Frau ansieht, die in fasziniert. Das Bild wird als sehr wertvoll erkannt und soll ausgestellt werden. Der Junge aber geht auf die Suche nach der Geschichte des Mädchens auf dem Gemälde – und findet nicht nur diese, sondern bald auch eine lebendige Version seiner Entdeckung. Eine Art Jugendmärchen.

Begegnung – von Greta R. Kuhn

Eine unerwartete Begegnung mit einer Freundin aus frühen Kindertagen ruft in der Erzählerin die Erinnerung an eine gemeinsame unschuldige Schuld wach – eine Schuld, die nie eingestanden wurde und das Leben der Protagonistin geprägt hat. Frau Kuhn hat für diese Geschichte eindringliche Sprachbilder gefunden.

Demnächst geht es weiter!

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Anthologie Geheimnis – Rezension

Und schon ist die erste Rezension zur Anthologie ‘Geheimnis’ veröffentlicht – zu finden auf Yvonne Tunnats Blog Rezensionsnerdista. Da hat sie sich echt viel Mühe gemacht, zu jeder Kurzgeschichte einen kleinen Abriss geschrieben.

 

 

Rezension der Anthologie NÄHE – Literaturpreis Grassauer Deichelbohrer

Yvonne Tunnat hat in ihrem Blog

‘Rezensionsnerdista‘

die Anthologie ‘NÄHE – Literaturpreis Grassauer Deichelbohrer 2019‘

rezensiert und sich die Mühe gemacht, zu allen Geschichten eine kurze Abhandlung zu schreiben.

Hier geht es zum Blogbeitrag und

hier zu Yvonne Tunnats Facebookseite.

Die Anthologie erhalten Sie bei den üblichen Internethändlern, unter anderem hier bei Hugendubel, aber auch Ihr Buchhändler kann sie bestellen.

 

ISBN Buch: 978-3-946280-60-6
308 Seiten / Preis: 12,99 €

ISBN E-Book: 978-3-946280-57-6  /  ASIN: B07K6JDNNL /  Preis: 5,99 €