Mein letzter Blogeintrag handelte von der Einsamkeit des Schreibens und der ‚Freiflugvoliere‘ vor meinem Fenster, die mir ein wenig Ablenkung verschafft. Dort gibt es natürlich auch eine Vogeltränke. Es ist ein grüner Steingutteller mit einem Durchmesser von 18 und einer Tiefe von etwa zwei Zentimetern, die ich täglich mit frischem Regenwasser fülle. Wer würde vermuten, dass so ein kleiner Teller zum großen Ozean werden kann …?
Ab und zu kommen auch Insekten, die dort trinken. Gestern sah ich eine Biene verzweifelt im Teller um ihr Leben schwimmen – immer im Kreis herum! Dabei wäre das ‘rettende Ufer‘ doch so nah gewesen! Eine Weile habe ich ihr ungläubig zugesehen. Als ich begriff, dass sie weiter im Kreis schwimmen und schließlich ertrinken würde, habe ich dem Drama ein Ende gesetzt, bin raus, hab sie an den Rand geschoben, wo sie eine Weile Atem schöpfte, ehe sie wegflog.
Dieses ‚Erlebnis‘, wenn man es denn so nennen kann, hat mich sehr betroffen gemacht. Ich dachte bei mir: Ja, so sind auch wir Menschen! Schwimmen immer im Kreis herum, bis wir erschöpft aufgeben müssen, obwohl wir die Lösung unserer Probleme direkt vor der Nase haben. Alles was wir tun müssten wäre, den Blick nach vorne zu richten, über den eigenen Tellerrand hinaus – und schon könnten wir ans rettende Ufer gelangen. Doch wir sehen die Lösung nicht, drehen uns um uns selbst und gehen daran vielleicht noch zugrunde …