Wir Frauen haben ein großes gesellschaftliches Problem. Wir sind (angeblich) je älter wir werden desto weniger wert. Davon erzählen Frauen immer wieder – und das finde ich wirklich schade.
Ein Buch mit dem Titel: Mutprobe‘ – Frauen und das höllische Spiel mit dem Älterwerden stand 2014 lange auf Platz 1 der Sachbuch-Bestsellerliste, und gleich danach kam sinnigerweise ein Moderatgeber. Die Autorin Bascha Mika bezeichnet die Tatsache, dass frau ab einem bestimmten Alter nicht mehr wirklich wahrgenommen wird, als Verschwindefluch.
Unter diesem Druck leiden viele Frauen – mehr oder weniger bewusst oder unbewusst. Manche verdrängen es, manche versuchen, etwas dagegen zu unternehmen. Andere vergraben sich in ihre Arbeit oder holen sich Liebe und Anerkennung durch Hobbys wie Reiten oder Malen. Oder bekleiden ein Ehrenamt, um gebraucht und geliebt zu werden.
Francoise Sagan sagte einmal: Es gibt ein Alter, in dem eine Frau schön sein muss, um geliebt zu werden, und dann kommt ein Alter, in dem sie geliebt werden muss, um schön zu sein. Für manche Frauen mag das der Antrieb sein, sich einen neuen Mann zu nehmen.
Es ist tatsächlich ein höllisches Spiel, in das sich Frauen da verstricken. Doch sollte man nicht denken, früher sei alles besser gewesen. Früher waren selbst schöne Frauen nichts wert, eben weil sie Frauen waren. Sie wurden an den Geschäftspartner oder sonst einen verschachert, der der Familie ein Weiterkommen bieten konnte. Waren sie arm, wurde sie missbraucht und vergewaltigt. Selbstbestimmung für Frauen gab es nicht. Noch Mitte des letzten Jahrhunderts mussten Frauen die Erlaubnis ihres Ehemannes einholen, wenn sie einen Kühlschrank auf Raten kaufen wollten, und wenn sie unverheiratet schwanger wurden, hat man sie als Flittchen bezeichnet.
Ob es Männern immer öfter ganz ähnlich ergeht, ohne dass wir Frauen etwas davon ahnen? Eine Umfrage, die vor vielen Jahren einmal durchgeführt wurde, brachte ans Licht, dass sich Männer im Gegensatz zu Frauen häufig attraktiv finden – selbst deutlich übergewichtige und solche mit anderen ‚Schönheitsmakeln‘. Die Werbung der letzten Jahre könnte allerdings das Selbstverständnis der Männer ins Wanken bringen … Denn von Sixpack über Dreitagebart bis hin zu erotischen Düften, wird nun auch der Mann in die ‚Werbemangel‘ genommen.
In Liebesromanen unterliegt er diesem Gesetz ja schon lange. Oder will eine Frau, die zu Hause einen unattraktiven notorisch schlechtgelaunten Mann als Lebenspartner hat, etwa auch noch in Liebesromanen von so einem lesen? Nööö! Da soll er dann bitte gut aussehen, charmant und liebenswürdig sein und vor allem Verständnis für ihre Probleme haben. Dasselbe gilt natürlich für Filmhelden.
Nun ja, so ist das eben …
Ich selbst bin allerdings der Meinung: Wer sich liebt und wertschätzt, pflegt sich. Und wer gepflegt ist und sich liebt und ein Lächeln für sein Gegenüber hat, ist schön. Da ist das Alter gar nicht mehr wichtig …