Das ist so eine Sache mit den Rezensionen. Einerseits ist es schön und gut, wenn Autoren Feedback zu ihrer Arbeit bekommen und Verlage erfahren, was gut oder weniger gut ankommt. Andererseits sind Rezensionen oft nicht fair, und Rezensenten, die sich ärgern, nicht objektiv. So vergab ein Rezensent einer Kollegin für ihren Roman nur einen Stern, weil er sich darüber ärgerte, dass das Buch nicht sofort lieferbar war.
Er schrieb: „… ich habe diese bewertung gewählt,weil das buch nicht verfügbar ist ich würde es schon weiter empfelen, wenn ich es bekommen und gelesen hätte …“ (Originaltext mit Oriminalfehlern).
Über einen Wanderführer von Krk, der ebenfalls mit nur einem Stern bedacht wurde, las ich, dass der Rezensent sich darüber ärgerte, dass er alle Wanderungen bereits kannte. Mein Prag-Reiseführer erhielt immerhin noch drei Punkte (für die guten Informationen) – doch zwei Punkte Abzug, weil der Rezensent festgestellt hatte, dass ihm ein Buch aus Papier doch lieber gewesen wäre.
In allen drei Fällen hat die Bewertung nichts mit der Qualität des Buches zu tun. Ein Großhändler konnte nicht gleich liefern. Für einen leidenschaftlichen Wanderer konnte nicht flugs eine neue und unbekannte Rute aus dem Hut gezaubert werden. Ein Mann hat festgestellt, dass ein modernes Medium doch nichts für ihn ist.
Rezensenten machen sich oft keine Gedanken darüber, wie sehr sie Autoren mit einer ungerechtfertigten Punktevergabe schaden können. Viele Leute, die den einen Stern sehen, lesen dann gar nicht mehr nach, weshalb nur einer vergeben wurde. Schlecht ist schlecht – Punkt. Bei fünfzig fünf-Sterne-Rezensionen plus einer ein-Sterne-Rezension fällt das natürlich nicht ins Gewicht. Doch ist gleich die erste und einzige Rezension so mies, kann das für ein Buch oder einen jungen Autor das Aus bedeuten.
Und dann gibt es noch die gnadenlosen Verrisse, weit unter der Gürtellinie, vor Neid und Hass strotzend – da fragt man sich, woher solche Aggressionen kommen.
Subtiler in ihrer Boshaftigkeit sind die Rezensionen, die nicht nur die ganze Geschichte bis ins Kleinste nach- beziehungsweise vorerzählt, sondern gleich noch das Ende dazu verraten.
Wenn ich mir etwas von Rezensenten wünschen dürfte, würde ich sagen: Bleibt sachlich, fair und seid konstruktiv. Denn: Wer die anderen neben sich klein macht, ist nie groß – ein Zitat von Johann Gottfried Seume.